Bottrop. Der Chef des Einzelhandelsverbands ermuntert Händler, Hilfen in Anspruch zu nehmen. Er lobt örtliche Initiativen und kritisiert große Ketten.

"Der Einzelhandel befindet sich in blankem Ensetzen", beschreibt der Vorsitzende des Bottroper Einzelhandelsverbands Jan Gerd Borgmann die aktuelle Situation aufgrund von Geschäftsschließungen in der Corona-Krise. Gerade den kleineren Händlern, die jetzt verunsichert sind, rät Borgmann dazu, keine Scheu zu haben, sich bei Fragen an den Verband zu wenden und finanzielle Hilfen in Anspruch zu nehmen. Großen Filialisten schreibt er ins Stammbuch, sich nun maßvoll zu verhalten. Einige hatten angekündigt, die Ladenmiete aussetzen zu wollen, sind teils aber auch schon wieder zurückgerudert.

Soforthilfe für Kleinunternehmer schnell bewilligt

Was die kleinen Händler oder auch Friseure angeht, unterstreicht Borgmann: "Es bringt etwas, sich um die Soforthilfe für Kleinunternehmer zu bemühen." Er nennt ein Beispiel. "Ich als Immobilienvermieter habe sechs gewerbliche Mieter. Vier von denen haben mir vergangenen Donnerstag gesagt, sie könnten die Miete erst einmal nicht mehr zahlen, darunter auch zwei kleine. Denen habe ich mit auf den Weg gegeben: Kümmert euch um die Soforthilfe." Schon am Montagmorgen habe er von einem die Rückmeldung erhalten: Die Finanzhilfe, 9000 Euro, ist bewilligt. "Das scheint wirklich schnell und unbürokratisch zu funktionieren."

Die großen Ketten wiederum hätten vergangene Woche in der Mehrzahl gesagt, dass sie die Miete aussetzen oder kürzen wollen, das hätten ihm zwei weitere Immobilienbesitzer bestätigt. Doch für private Vermieter - "und das sind die, die vornehmlich in Bottrop sind" - könne bei entsprechenden Verpflichtungen selbst eine Stundung Not bedeuten. Borgmann: "Mittelstandsvermieter können sich nicht von heute auf morgen eine Liquiditätshilfe holen."

Das Beste aus der Situation machen

Positiv sieht der Einzelhandelsverbandschef die verschiedenen Bemühungen von in der City beheimateten Händlern, das Beste aus der Situation zu machen. "Manche haben dafür gute Voraussetzungen wie der Juwelier Triffterer. Er hat viele Stammkunden, hat den Laden zwar nicht geöffnet, macht aber Werkstattarbeiten."

Andere würden zumindest einen Teil ihres Geschäftes aufrecht erhalten, indem sie Waren ausliefern. Borgmann nennt Bastel Drache als Beispiel. "Die haben offensichtlich eine gute Kundenbindung und bringen Bestellungen nach Hause. Es gibt noch mehr Händler von dieser Sorte, genau das sollte man jetzt auch machen." Borgmann verweist auch auf den von der Stadt organisierten Einkaufs- und Lieferdienst "Louise", erreichbar über louise-bottrop.de. Dem können sich sich laut Wirtschaftförderung noch weitere Händler anschließen.

Zudem gebe es in der Innenstadt geöffnete Läden wie Action, die einen Teil ihres Sortiments abdecken und zumindest ein Basisgeschäft machen mit angebotenen Lebensmitteln und Drogerieartikeln. "Da sind einige Händler, die sich jetzt etwas einfallen lassen", lobt Borgmann.