Bottrop. Bottroper Unternehmen und Schulen haben enge Verbindungen zu China. Was die Coronavirus-Krise für die Geschäfte und Schüleraustausch-Pläne heißt.

Die Welt schaut auf China und die Entwicklung der Coronavirus-Krise. Einige Bottroper haben einen besonders aufmerksamen, auch sorgenvollen Blick darauf – denn sie haben Partner vor Ort. Dazu gehören Wirtschaftsunternehmen, aber auch Schulen.

Das Geschäft läuft ruhiger

MC-Bauchemie etwa hat dort bereits Projekte umgesetzt, unterhält aber keinen eigenen Standort in China. Anders sieht es für den Automobiltuner Brabus aus, der einen Flagship-Store in Peking und weitere Showrooms im Land hat. Allerdings nicht in der schwer betroffenen Region Hubei, sagt Brabus-Sprecher Sven Gramm. Die Geschäfte liefen derzeit spürbar ruhig in China, die Menschen haben einfach andere Sorgen. Das Personal vor Ort müsse mit der Krise und ihren Auswirkungen umgehen. „Das ist eine unschöne Situation.“ Und der Kollege, der sonst zwischen Deutschland und China pendele, werde derzeit in Deutschland bleiben.

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Zur Unternehmensgruppe Magontec (Magnesiumlegierungen/Recycling), gehören auch Standorte in China. Laut Christoph Klein-Schmeink, Geschäftsführer der Magontec GmbH in Bottrop, sind nach einem aufgrund von Reiserestriktionen zunächst verlängerten Neujahrsurlaub nun knapp 50 Prozent der Produktionsmitarbeiter an den Standorten Xi ´An und Qinghai wieder zurück. „Die Produktion in Qinghai läuft seit Mitte dieser Woche wieder mit reduzierter Kapazität“, so Klein-Schmeink am Freitag. Die Produktion am Standort XiÁn werde jetzt sukzessive wieder hochgefahren. „Aktuell ist die gesamte Situation weiterhin sehr schwierig einzuschätzen, da von offizieller Seite keine generelle Entwarnung gegeben wird.“ Weiterhin komme es zu Problemen beim inländischen Transport und der Logistik. Dadurch seien in China Vorstoffe oftmals nur bedingt verfügbar; Fertigware könne nicht in gewohnter Art verschifft werden.

Erhöhte Preise bei bestimmten Rohstoffen

Die Verantwortlichen von Magontec beobachten – ohne im Panik-Modus zu sein – die Situation genau. Je nach weiterer Entwicklung könne sich die wirtschaftliche Situation in China auch sehr kurzfristig noch deutlich weiter verschärfen. „An einigen Stellen sehen wir aktuell deutlich erhöhte Preise bei bestimmten Rohstoffen“, so Klein-Schmeink, Präsident Magontec Europa/Amerika. Erkrankungen von Magontec-Mitarbeitern seien bisher nicht bekannt.

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Insgesamt ist China für NRW ein wichtiger Handelspartner, sagt Guido Krüdewagen, Sprecher der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen. „Im Länderranking: für Import auf Platz zwei, was den Export angeht zuletzt auf Platz vier gestiegen.“ Laut der IHK seien die Auswirkungen auf die Konjunktur in Deutschland seriös derzeit nicht zu beziffern. „Einzelne Branchen und Unternehmen können die Auswirkungen schon jetzt zu spüren bekommen, Meldungen von Unternehmen liegen uns allerdings noch nicht vor“, so Krüdewagen. „Punktuell können Lieferengpässe entstehen, die kurzfristig zu Produktionsschwierigkeiten in deutschen Betrieben führen. Allerdings können Unternehmen häufig auf alternative Zulieferer zurückgreifen oder zunächst auch auf ihre Lagerbestände.“

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Allerdings, so die Einschätzung der IHK Nord Westfalen: „Sollte sich das Virus weiter ausbreiten, sind Auswirkungen auf Weltkonjunktur und Welthandel zu erwarten, allein wegen der Größe des Landes und seiner Integration in die Weltwirtschaft. Negative Reaktionen an den Finanzmärkten zeigen, dass die Unsicherheit zunimmt.“

Schulen beobachten die Situation

Unsicherheit mögen angesichts des Virus’ auch einige Schüler des Berufskollegs gespürt haben, die ihr Interesse an einer Teilnahme am Austausch mit der chinesischen Partnerschule, der Fengtai Vocational Education Center School in Peking, zurückgezogen haben. „Wir waren gerade im Auswahlverfahren für den Austausch“, sagt Berufskolleg-Leiter Guido Tewes. Der soll erst im September stattfinden. „Wir werden nach den Sommerferien schauen, wie die Situation dann aussieht.“ Im Fall der Fälle gebe es für alle Schüler eine Reiserücktrittsversicherung. Der Gegenbesuch der Schüler aus Peking, das von Wuhan deutlich entfernt liege, sei im Juli geplant. „Da werden die chinesischen Behörden sehr streng kontrollieren“, ist Tewes sicher.

Auch das Heine-Gymnasium, das den ersten Austausch mit seiner Partnerschule in Peking Ende Juni plant, hat diesen noch nicht abgesagt. „Normalerweise sind solche Virus-Wellen nach März wieder vorbei“, hofft Schulleiter Tobias Mattheis. Fest steht indes: „Wir werden die Schüler keinen Risiken aussetzen.“

Wirtschaftliche Verflechtungen

Laut IHK haben rund 280 Unternehmen in Nord Westfalen (also im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region) Import- und Exportbeziehungen mit China. Es gebe circa 25 Tochtergesellschaften nord-westfälischer Firmen in China.

Rund 80 Unternehmen in Nord-Westfalen haben demnach chinesische Anteilseigner.