Bottrop-Kirchhellen. Dass die Kastanien gefällt werden müssen, damit haben sich die Kirchhellener Parteivertreter abgefunden - Warum sie dennoch pikiert sind.

In der kommenden Woche werden die ersten der früher einmal 49 Kastanien an der Hauptstraße gefällt. Die Stadt lässt dann die komplette Allee in drei Etappen abholzen und wieder neu mit anderen Bäumen bepflanzen. „Wir werden nächste Woche anfangen zu fällen und danach sofort wieder mit neuen Bäumen aufbauen“, kündigte Ulrich Kollath in der Sitzung der Kirchhellener Bezirksvertretung an. In einem ersten Schritt sollen jetzt zwanzig Kastanien weichen. Im Januar werde dann die neue Allee durch den Kirchhellener Ortskern komplett stehen, sagte der Abteilungsleiter im städtischen Ressort für Umwelt und Grün - und sorgte mit seiner Ankündigung für ziemliche Entrüstung.

An der Fällaktion selbst liegt das allerdings nicht. Viele der Kastanien an der Hauptstraße sind so sehr mit Schädlingen befallen, dass die Fachleute der Stadtverwaltung ihnen auf Dauer keine Überlebenschance mehr geben. Elf der mit Bakterienbrand und Pilzerkrankungen befallenen Kastanien waren daher ohnehin schon gefällt worden. Denn es bestand die Gefahr, dass sonst Äste auf die Straße fallen. Dass die Fällung sein müsse, davon hatte Ulrich Kollath die Kirchhellener Bezirksvertreter letztlich ja auch überzeugt: Einstimmig hatten sie genehmigt, dass die alten Bäume fallen sollen.

Eigentlich sollten Ulmen und Sommerlinden gepflanzt werden

Dass die Kirchhellener Kastanienbäume krank sind, ist deutlich zu erkennen.
Dass die Kirchhellener Kastanienbäume krank sind, ist deutlich zu erkennen. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Für Verärgerung sorgten die Fachleute aus dem Ressort fürs Grüne allerdings, weil sie nun zum Teil andere Bäume neu pflanzen werden, als mit den Bezirksvertretern vereinbart worden war. Darüber hatten sie mit den Kirchhellener Bezirksvertretern bisher aber noch keine Rücksprache genommen. „Wir diskutieren hier seit gut einem Jahr über den geeigneten Ersatz für die kranken Kastanien. Das finde ich nicht okay so“, reagierte der ziemlich brüskierte Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder auf die Änderung der Pflanzpläne.

Auf Wunsch der Bezirksvertreter wollten die städtischen Gärtner für die gefällten Kastanien die Hauptstraße entlang zunächst Ulmen und Sommerlinden in die Pflanzbeete setzen. Bei der Neubepflanzung mit den Ulmen soll es laut Stadt auch bleiben, anstelle der Sommerlinden werden die städtischen Gärtner nun allerdings veredelte Kirschbäume einpflanzen lassen. Die Kirschen hätten den Vorteil, dass sie nicht so tief wurzeln, erklärte Ulrich Kollath den Bürgervertretern.

Gärtner ziehen jetzt Kirschbäume vor, weil sie nicht so tief wurzeln

Die fehlende Rücksprache mit den Kirchhellener Parteivertretern entschuldigte der Abteilungsleiter mit seinem Zeitdruck. Denn er sah sich bei den Bezirksvertretern im Wort, dass der Austausch der Bäume wie von ihm zugesagt auch noch in diesem Herbst und Winter vonstatten gehen wird. Die flach wurzelnden Kirschbäume ziehen die Gärtner den tiefer wurzelnden Sommerlinden übrigens vor, weil die Wurzeln der neuen Bäume möglichst nicht an Versorgungsleitungen unter der Erde heranreichen sollen. In unmittelbarer Nähe der alten Baumreihe unter der Hauptstraße liegt aber eine Gasleitung. Ulrich Kollath: „Weil da ja Bäume stehen, hatten wir nicht damit gerechnet“.

Vergeblicher Appell

Der Kirchhellener Landschaftsarchitekt Peter Drecker hatte sich zuletzt dafür eingesetzt, die Kastanienallee entlang der Achse durch Kirchhellen nicht zu fällen. Es seien ja nicht alle Kastanien erkrankt und auch erkrankte Bäume ließen sich erhalten, argumentierte der Kirchhellener.

Zu retten seien die kranken Kastanien letztlich aber nicht mehr, gestand auch Peter Drecker ein. Die Stadt solle sie aber so lange stehen lassen, bis die Bäume absterben. Denn es dauere lange, bis die neue Allee sich entwickelt habe.