Beim Besuch des Pumpwerks und der Kläranlage Bottrop lobt Svenja Schulze das Mammutprojekt. So will das Klärwerk den CO2-Ausstoß weiter senken.
Der Emscherumbau und die damit verbundene Renaturierung der alten Köttelbecke beeindruckt Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Bei ihrem Besuch der Kläranlage und des Pumpwerks Bottrop lobt sie das „Jahrhundertprojekt“ als vorbildlich für ganz Deutschland – vor allem weil die Kläranlage energieautark ist, sprich die Energie, die zum Betrieb nötig ist, wird auf der Anlage selbst erzeugt. Sonnen- und Windkraft wird dazu genutzt aber auch die Rückstände, die im Klärprozess anfallen.
Sichtlich beeindruckt steht die Bundesumweltministerin am Donnerstagmorgen bei ihrem Besuch in 40 Metern Tiefe im Pumpwerk Bottrop. Das ist im vergangenen Jahr in Betrieb gegangen und pumpt das Abwasser, das schon durch den neuen großen Abwasserkanal Emscher fließt, hoch auf die Ebene der Kläranlage.
Renaturierung des Emschersystems bietet großen Nutzen für die gesamte Region
„So wie hier Abwasser behandelt wird, das ist etwas Besonders, weil gleichzeitig auch an die gesamte Region gedacht wird“, lobt die Ministerin mit Blick auf die Renaturierung der Emscher und ihrer Nebenläufe. Dabei entstünden eben Rad- und Wanderwege, von denen alle Menschen profitierten. Und so erläuterte Uli Paetzel, der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft dann auch, dass man sie eben nicht nur als reiner Abwasserverband sehe. „Wir wollen auch einen Beitrag leisten zur Weiterentwicklung der Region und die grün-blaue Infrastruktur voranbringen.“
Als verantwortliche Ministerin für den Klimaschutz war Svenja Schulze außerdem sehr interessiert daran, mehr darüber zu erfahren, wie die Emschergenossenschaft die für das Klärwerk nötige Energie selbst erzeugt und so CO2 einspart. Dafür setze die Emschergenossenschaft auf Wind- und Sonnenkraft. Außerdem wird das anfallende Klärgas für Blockheizwerke genutzt, die auch Strom erzeugen. Gleiches gelte für die Klärschlammverbrennung erläutert der Technische Vorstand der Emschergenossenschaft, Emanuel Grün.
Emschergenossenschaft und Städte wollen mehr Regenwasser versickern lassen
Pumpwerk Bottrop
Derzeit laufen auf dem Gelände der Anlage in der Welheimer Mark die Vorarbeiten für den Bau einer solarbetriebenen Anlage um Klärschlamm zu trocknen. „Am Ende können wir auf diese Weise 60.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen“, sagt Grün.
Gleichwohl spürt auch die Emschergenossenschaft die Auswirkungen des Klimawandels. Anhand ihrer Aufzeichnungen der letzten hundert Jahre könne sie belegen, dass etwa die Starkregenereignisse in den vergangen zehn Jahren stark zugenommen hätten, sagt Emanuel Grün. Das habe aber zum Teil Ausmaße, die für städtische Kanäle und auch für das System der Emschergenossenschaft nicht zu bewältigen seien. Daher habe man mit den Emscherstädten vereinbar, dass 15 Prozent der Flächen entsiegelt werden sollten, sprich es sollen Möglichkeiten geschaffen werden, dass das Regenwasser versickert. Zehn Prozent habe man bereits erreicht, so Paetzel. „Unser nächstes Ziel ist es, auf 40 Prozent zu kommen.“
Emschergenossenschaft trägt maßgeblich zum Erfolg von Innovation City bei
Uli Paetzel erklärt die Motivation hinter diesem Engagement. „Wir glauben, dass die Wasserwirtschaft einen ganz effektiven Beitrag leisten kann beim Thema Klimaschutz.“ Und so sei die Bottroper Anlage auch innerhalb der Emschergenossenschaft ein Vorbild. So würden einzelne Bausteine aus Bottrop auch an anderen Standorten der Emschergenossenschaft umgesetzt. Gleichwohl sei das Interesse an dem Bottroper Beispiel in der Abwasserwirtschaft groß. Viele zeigten sich interessiert und so kann die Emschergenossenschaft im Jahr rund 1000 interessierten Besuchern die Anlage zeigen.
18.000 Cyber-Attacken
Die Emschergenossenschaft mit ihren Pump- und Klärwerken ist Teil der Kritischen Infrastruktur in Deutschland. Das bedeutet sie es ist eminent wichtig, dass alles funktioniert. Deshalb ist im Bottroper Pumpwerk auch alles doppelt abgesichert, das gesamte System ist redundant.
Wichtig ist auch der Schutz gegen Hacker. Darauf achtet mit das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Im Jahr, so Uli Paetzel, zähle die Emschergenossenschaft 18.000 IT-Angriffe auf ihre Systeme.
Gegenüber der Ministerin betonte Oberbürgermeister Bernd Tischler auch die Bedeutung der Kläranlage für das Klimaschutzprojekt Innovation City. Bis zum Ende des Projekts im Jahr 2020 soll im Projektgebiet der CO2-Ausstoß um die Hälfte gesenkt werden. Da sei der Anteil der Emschergenossenschaft enorm und der Verband sei ein wichtiger Partner der Innovation City. „Ohne die Emschergenossenschaft könnten wir unser Ziel nicht erreichen.“ Tischler verwies außerdem auf den Wandel, den Bottrop jetzt nach dem endgültigen Ende des Bergbaus durchmache. „Bottrop hat sich neu erfunden als Modellstadt mit der Innovation City.“ Das Projekt verbinde ökonomische Impulse mit dem Klimaschutz und so sei es gelungen. die Menschen mitzunehmen.