Bottrop. . Renaturierung in der Stadt stellt Emschergenossenschaft vor Herausforderungen. Am 24. September geht Teilstück des Kanals bis Bottrop in Betrieb.

Noch ist die Luft hier unten in 30 Metern Tiefe sogar besser als oben. Dort auf dem Hof des Pumpwerks liegt schon der Geruch des Klärwerks in der Luft Nächsten Monat wird sich das ändern. Ab dem 24. September sammelt sich hier das Abwasser aus großen Teilen des Ruhrgebiets. Der Abwasserkanal Emscher (AKE) wird geflutet. Ab dem Termin werden die Nebenläufe eingeleitet. Damit wird die Emscher auf dem Stück von Dortmund nach Welheim sauber. Die Schmutzbrühe landet dann in dem großen Saugraum – höher als manche Kirche der Stadt – und wird über Pumpen in die Kläranlage befördert.

Es fehlt der Platz für den Fluss

30 Meter tief geht es hinab in den Saugraum.
30 Meter tief geht es hinab in den Saugraum. © Thomas Gödde

Bis die frische Emscher auch durch Bottrop fließt, dauert es noch. Der letzte Teil des gigantischen Abwasserkanals geht erst 2021 in Betrieb – und dann wird die Emscher auch in Bottrop abwasserfrei – ganz nach Zeitplan. Wobei die Renaturierung des Flusses in Bottrop kein so einfaches Unterfangen wird, wie Uli Paetzel, der Vorstandsvorsitzende der Emschergenossenschaft einräumt.

Eröffnung mit dem Ministerpräsidenten

Am 24. September erfolgt der offizielle Startschuss für dieses 35 Kilometer lange Teilstück in dem neuen Pumpwerk auf dem Gelände des Klärwerks in Bottrop.

Ministerpräsident Armin Laschet wird dann symbolisch den Startknopf drücken, in Anwesenheit der Oberbürgermeister und Bürgermeister der Region.

Denn das Stadtleben ist dem Fluss in weiten Teilen auf die Pelle gerückt. Eingezwängt zwischen Deichen, hinter denen Straßen verlaufen oder auch Häuser stehen, fehlt vielfach der Platz, um einen ganz natürlichen lauf auszuformen und den Fluss mäandern zu lassen. Ein Problem, das sich in vielen Städten entlang der Emscher zeigt.

Eine Teststrecke in Dortmund

Im Saugraum, 30 Meter in der Tiefe kommt das Abwasser an und wird dann ins Klärwerk gepumpt.
Im Saugraum, 30 Meter in der Tiefe kommt das Abwasser an und wird dann ins Klärwerk gepumpt. © Fabian Strauch

In Dortmund hat die Emschergenossenschaft deshalb eine Teststrecke angelegt. Sie hat den Deich bearbeitet und diese Art große Treppe, die sich in den Deichen findet, die so genannte Berme, entfernt. „So schaffen wir mehr Platz für den Fluss. Er wird breiter, und die Fließgeschwindigkeit sinkt“, sagt Ilias Abawi, der Sprecher der Emschergenossenschaft.

Künstliche Einbuchtungen sollen diesen Effekt noch verstärken. Das, wie auch Hochwasserschutz und biologische Effekte werden auf der Teststrecke genau untersucht, um dann mit den Genehmigungsbehörden gemeinsam zu prüfen, ob sich diese Lösung vor Ort tatsächlich umsetzen lässt.

Bottroper Abwasser fließt direkt nach Dinslaken

Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, erläutert die Baumaßnahme.
Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, erläutert die Baumaßnahme. © Thomas Gödde

Der größte Teil des Bottroper Abwassers fließt übrigens nicht durch das neue Pumpwerk. Der Abwasserkanal Boye wird erst an den AKE angeschlossen, wenn er komplett fertig ist, denn das Bottroper Abwasser fließt direkt durch ins Klärwerk an der Emschermündung. Gleiches gilt für den zweiten großen Bottroper Zufluss, die Berne. Sie fließt ja erst in Ebel in die Emscher, also erst weit hinter dem neuen Pumpwerk. Am AKE bis Dinslaken wird noch gebaut, unter anderem am Pumpwerk in Oberhausen Biefang.

Hier im Bottroper Pumpwerk, an der Stadtgrenze zu Essen, sammelt sich das Schmutzwasser, das sich von Dortmund an in dem Kanal sammelt – auf rund 35 Kilometern. Bis zu 13 000 Liter Wasser pro Sekunde können die Pumpen dann ins Klärwerk schicken.