Bottrop. . Am ersten Tag des Räumungsverkaufs im insolventen Kaufhaus bilden sich Schlangen. Kunden bedauern das Aus und spekulieren über Insolvenzgründe.
So voll wie am ersten Tag des Ausverkaufs war es bei Moses nicht einmal am Eröffnungstag. Schon früh standen Kunden vor dem Geschäft und warteten, dass die Türen sich öffneten und damit das letzte Kapitel der kurzen Moses-Geschichte in der City begann – mit der Hoffnung auf möglichst viele Schnäppchen.
Drinnen waren die Waren neu arrangiert doch schon am Vormittag wurde klar, dass das Personal es nicht schafft, die Ordnung wieder herzustellen. Dafür waren einfach zu viele Kunden da, die nach Kleidung, Haushaltswaren oder anderen Gegenständen schauten, Kleidungsstücke prüften oder auch anprobierten, bevor sie sich dann in die langen Schlangen vor den Kassen anstellten.
Einige potenzielle Kunden warfen dagegen lediglich einen Blick auf die Menschenmassen in dem Kaufhaus, schüttelten den Kopf und entschieden sich gegen einen Besuch in dem Getümmel. Andere wiederum verließen als Käufer das Haus, gut erkennbar an den Moses-Tragetaschen.
Karstadt-Ende vor fast genau drei Jahren
Erlös des Ausverkaufs ist Teil der Insolvenzmasse
Den Ausverkauf organisiert eine Firma, die auf solche Verkäufe spezialisiert ist. Die Waren sind auf zwei Etagen zusammengezogen worden und werden nun mit entsprechenden Nachlässen angeboten.
Die Ware, die jetzt noch im Haus ist und zum Verkauf steht, ist Teil der Insolvenzmasse. Der Erlös aus dem Räumungsverkauf geht deshalb auch an den Insolvenzverwalter und fließt dann wiederum in die so genannte Insolvenzmasse mit ein, aus der am Ende des Verfahrens die Gläubiger zumindest einen Teil ihrer Forderungen erstattet bekommen sollen.
Irgendwie war es, als wiederhole sich die Geschichte. Fast auf den Tag genau vor drei Jahren, am 26. Februar 2016, hatte Karstadt die Türen in dem Haus endgültig abgeschlossen. Nun folgt also der nächste Räumungsverkauf an dieser Stelle. An unbeschwertes Shopping dachten dabei die Wenigsten. „Ich finde es ganz traurig. Für die vielen Verkäufer tut es mir leid“, äußerte sich eine Kundin im Anschluss an ihren Einkauf und schilderte eine Beobachtung: „Eine von ihnen hatte Tränen in den Augen.“ Es sei schade, dass das Kaufhaus in der Innenstadt schon wieder schließen müsse, meinte sie.
Über die Gründe für das Aus spekulierten viele Kunden. So vermutete eine Bottroperin, dass die Nähe zum Centro in Oberhausen Moses zu schaffen gemacht habe. Innerhalb weniger Minuten sei man mit dem Bus in dem Einkaufszentrum, wer mit dem Auto fahre, der profitiere dort von den kostenlosen Parkplätzen.
Viele Kunden loben die Moses-Mitarbeiter
Andere vermuteten gar, dass das Moses-Haus in Bottrop gar nicht langfristig geplant gewesen war. Schließlich habe Moses nur eine Wintersaison mitgemacht, Frühjahrsmode schon gar nicht mehr angeboten. „Das war Firmenpolitik“, kommentiert eine Kunden die Insolvenz. Tragisch sei das für die Mitarbeiter. Viele hätten große Hoffnung in ihren Job bei Moses gesetzt. „Sie waren top motiviert und der Service war wirklich gut“, lobt die Kundin.
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Dem Lob schließt sich ein anderer Kunde an. Auch er rätselt über die Gründe für das Aus. Dass es an der Baustelle im übrigen Teil des Hauses gelegen habe, kann er sich nicht vorstellen. Die Insolvenz nach nur fünf Monaten irritiert ihn. Seine Vermutung; „Es war von Anfang an geplant.“ Normalerweise müsse doch ein Unternehmen gegensteuern, wenn es merke, dass das Geschäft nicht gut läuft. „Dann verändere ich doch das Sortiment.“
Kunden geben weniger Geld aus
Leo Faltmann jedenfalls, der den Ausverkauf organisiert, freute sich über den enormen Andrang am ersten Tag. Es seien mehr Kunden gekommen als gedacht, sagt er. „Es ist sicher lange her, dass Leute vor den Türen gewartet haben, um hereinzukommen.“ Allerdings hätten die einzelnen Kunden auch weniger Geld ausgegeben, als zu vergleichbaren Anlässen. Unterm Strich jedoch, so Faltmanns Prognose am Nachmittag, seien die Einnahmen am ersten Ausverkaufstag etwas höher ausgefallen als kalkuliert.
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Ausdrücklich lobt er noch einmal die Moses-Mitarbeiter, die obwohl sie wissen, dass sie ihren Arbeitsplatz verlieren werden, mit ganz viel Einsatz dabei seien. „Das zeugt von Größe“, zollt er ihnen seinen Respekt.