Bottrop. . 49 Bewohner ziehen um in das neue Christophorus Haus in Bottrop. Eigentlich geht es nur auf die andere Straßenseite, doch der Aufwand ist enorm.

Wieviele Touren mit dem Handwägelchen die Beteiligten schon über den Fußgängerüberweg an der Sterkrader Straße gemacht haben, vermag keiner zu sagen. In einer Tour sind Mitarbeiter des Christophorus Hauses und Angehörige der Bewohner unterwegs. Es ist Umzugstag im Altenheim.

49 Bewohner ziehen von der Sterkrader Straße zum Beckram – eigentliche nur einmal über die Straße, Alt- und Neubau liegen vis-à-vis. Doch der Aufwand ist enorm. An zwei Tagen ziehen die Bewohner um, eine erste Gruppe hat am Dienstag ihre neuen Zimmer bezogen, am Mittwoch folgt die zweite Gruppe.

Beide Heime sind kurzzeitig parallel im Betrieb

Gemeinsam mit Mario Lohkamp (l.) packt auch Karl Reckmann mit an.
Gemeinsam mit Mario Lohkamp (l.) packt auch Karl Reckmann mit an. © Thomas Gödde

Da wird aber auch schon deutlich, wie groß der Aufwand bei einem solchen Umzug ist. Schließlich müssen nun – wenn auch nur für einen kurzen Zeitraum – beide Heime laufen. „Das ist ein hoher Personaleinsatz aber wir haben es tatsächlich geschafft, das mit dem eigenen Personal zu stemmen“, lobt Heimleiter Dirk Kuczera den Einsatz der Mitarbeiter. Schließlich packen die auch beim Umzug mit an – unterstützt von Kollegen aus anderen Häusern der Gesundheitsdienste Reckmann.

Bereits im Oktober 2018 wurden Bewohner und Angehörige auf den anstehenden Umzug vorbereitet. Bei Informationsveranstaltungen wurden Fragebögen verteilt und geklärt, welche Zimmer in dem Neubau die Bewohner denn gern beziehen würden. In Ansprache mit Pflege- und Sozialdienst entstand dann ein Belegungsplan, der nun mit Leben gefüllt werden will.

Angehörige loben den hellen, weitläufigen Neubau

Zu den Umzugshelfern gehören auch Lutz und Anne Heisterkamp. Anne Heisterkamps Mutter lebt im Christophorus-Haus. Die beiden Angehörigen haben gerade weitere Kisten und Kartons ins neue Zimmer der bald 94-Jährigen geschafft und sie dort ausgepackt. Helfer wie sie gibt es ganz viele, freut sich Alice Reckmann. „Es sind wahnsinnig viele Angehörige dabei, die den Umzug begleiten und helfen.“

Auch viele Angehörige der Bewohner packen beim Umzug mit an. Rose Segler wird von ihren Nichten  Gabriele Schiprowski und Edelgard von Kaehne unterstützt.
Auch viele Angehörige der Bewohner packen beim Umzug mit an. Rose Segler wird von ihren Nichten Gabriele Schiprowski und Edelgard von Kaehne unterstützt. © Thomas Gödde

Für Lutz und Anne Heisterkamp eine Ehrensache. Schon sein Vater habe vor Jahren im Christophorus Haus gewohnt, nun also seine Schwiegermutter. „Sie fühlt sich hier unglaublich wohl.“ Aber klar, als die Mutter von dem anstehenden Umzug erfahren habe, sei sie anfangs schon nervös geworden, sagt Anne Heisterkamp. „Doch je näher der Termin gerückt ist, umso zuversichtlicher wurde sie.“ Am Morgen hätten sie schon einmal das neue Zimmer in Augenschein genommen. „Da kamen ihr vor Freude die Tränen.“ Aber auch Lutz Heisterkamp gefällt das neue Haus sehr gut. „Es ist so viel heller und weitläufiger.“

Krankentransport war für den Umzug nicht nötig

Einige Bewohner können mit dem Rollator in Begleitung hinüber in den Neubau gehen, andere werden im Rollstuhl gefahren. Was Kuczera besonders freut: Es sei gelungen, drei Patienten, die eigentlich primär bettlägerig seien, so zu mobilisieren, dass sie den Umzug kurzfristig im Rollstuhl überstehen. „Das war viel Arbeit und nur in Abstimmung mit den Angehörigen möglich.“ Wäre das nicht gelungen, wäre für die Bewohner ein Krankentransport organisiert worden.

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Mitten im Umzugstrubel sind auch Dirk Kuczera und Geschäftsführerin Alice Reckmann. Immer wieder klopft es an die Bürotür, müssen Fragen beantwortet werden oder kleine Nacharbeiten koordiniert werden. Wie bei jedem Umzug fällt eben erst am Tag selbst auf, dass eine Steckdose nicht richtig funktioniert oder anderen Kleinigkeiten noch nicht reibungslos laufen. Zwei bis drei Monate dauere es, bis alle Routinen in so einem neuen Haus greifen, glaubt Kuczera. Bei der Planung habe man in der Theorie an alles gedacht, nun werde sich zeigen, wie es in der Praxis aussieht.

Vor dem Einzug wurde dreimal durch das Haus geputzt

Alice Reckmann begrüßt die Bewohner – hier Ilse Pickl – mit Blümchen.
Alice Reckmann begrüßt die Bewohner – hier Ilse Pickl – mit Blümchen. © Thomas Gödde

Eine weitere Herausforderung sei es gewesen, den Neubau sauber zu kriegen. Dreimal wurde geputzt, zweimal rückte sogar eine Spezialfirma dafür an. Doch noch immer finden sich Baustellenspuren. Das lasse sich eben nicht verhindern, zumal auch jetzt immer wieder die Bohrmaschine angeschmissen wird, und sei es nur, um Bilder in den Zimmern der Bewohner aufzuhängen.

Und auf die Haustechniker wartet auch noch eine Mammutaufgabe – ein Großteil der Fernseher der Bewohner muss neu programmiert werden.

Angehörige packen beim Umzug mit an

Der Altenheimneubau: Was bisher geschah

Der Neubau des Christophorus Hauses war nötig geworden, weil in dem alten Haus die nun gültige Quote von Einzelzimmern nicht erfüllt werden konnte.

Die Familie Reckmann hat deshalb beschlossen, gegenüber dem Altbau einen Ersatzbau zu realisieren. In dem Altbau ist aber nach wie vor unter anderem die Großküche des Unternehmens untergebracht, die auch andere Standorte versorgt.

Rose Segler hat den Umzug hinter sich. Sie hat es sich in ihrem neuen Zimmer bequem gemacht. „Ich bin froh, jetzt ein eigenes Zimmer zu haben“, freut sich die 93-Jährige.

Sie hat den Umzug mit Hilfe ihrer drei Nichten über die Bühne gebracht. Der Kleiderschrank ist eingeräumt, die persönlichen Dinge wie auch ein kleiner Sekretäre haben ihren Platz im neuen Zuhause gefunden. Fehlt nur noch jemand, der das Bild an die Wand dübelt, aber auch das wird noch erledigt, sagt Dirk Kuczera. Rose Segler jedenfalls ist zufrieden: „Zu Anfang habe ich mir Sorgen gemacht aber dann habe ich mir gedacht, es wird schon irgendwie laufen, und es ist wirklich so gewesen.“

Alte Einrichtung wird wahrscheinlich gespendet

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ARCHIV - 14.06.2011, Nordrhein-Westfalen, Köln: Eine Frau geht im Caritas-Altenheim in Köln (Nordrhein-Westfalen) mit ihrem Rollator in ihr Zimmer. Hunderten NRW-Pflegeheimen droht nun ein Belegungsstopp. Sie können die gesetzliche Einzelzimmerquote nicht erfüllen. (zu dpa «Rund 550 Pflegeheimen in NRW droht Belegungsstopp» vom 02.04.2018) Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Von Matthias Düngelhoffund Ute Hildebrand-Schute

Fünf Mitarbeiter-Teams, immer bestehend auch aus einer Betreuerin und einem Haustechniker, wickeln die Umzüge ab. Dazu gehört auch am Ende das Zimmer im Altbau zu sichten. Ist was liegen geblieben? Oder kann alles weg? Denn wie bei jedem Umzug nutzen auch hier die Bewohner die Möglichkeit, sich von einigem zu trennen. Davon zeugen ein großer Spermüll- und ein Restmüllcontainer vor dem Altbau. Trotzdem müssen noch jede Menge Medikamente und Pflegeprodukte über die Straße geschafft werden.

Auch Familie Reckmann muss schauen, wie es weiter geht. Der Neubau ist neu eingerichtet, die alte Einrichtung wird wohl gespendet. „Da laufen Gespräche“, sagt Alice Reckmann. Doch auch hier hat sich einiges angesammelt, was im Zuge des Umzugs entsorgt wird.