Bottrop. . Nur wenige ältere Bewohner, die die Stadt Bottrop 2018 gefragt hat, wollen weg aus ihrer Wohnung. Dafür gibt es viele Gründe.
Wie lebt es sich im Alter im Süden von Batenbrock und im Südosten der Innenstadt? Das wollten Sozialplaner und Quartiersmanager im vergangenen Jahr von den älteren Menschen wissen, die in diesem Bereich zu Hause sind. Das Ergebnis: Es gibt ein hohes Maß an Zufriedenheit.
Gefragt worden waren hier im Sommer 2670 Bewohner über 65 Jahren, 2006 in Batenbrock und 664 in Stadtmitte. Zuvor hatte der städtische Sozialplaner Moritz Brunecker gemeinsam mit den Mitarbeitern des Stadtteilbüros 50+ an der Paßstraße und des DRK Quartiers Rottmannsmühle an der Feuerbachstraße einen vierseitigen (anonymen) Fragebogen erarbeitet, mit dem vier Themen-Komplexen abgefragt wurden.
Nicht alle leben altengerecht
Zufrieden sind die Befragten vor allem mit ihrer Wohnsituation, obschon die meisten von ihnen nicht altengerecht leben. Neun von zehn Befragten haben eine Treppe im Haus zu bewältigen, und die meisten verfügen nur über eine Badewanne. Dass trotzdem nur wenige Senioren an einen Umzug denken, kommt für Moritz Brunecker „etwas überraschend“.
Viele haben gute soziale Kontakte
Aber die Mängel bei der Wohnsituation werden offensichtlich wettgemacht durch die guten sozialen Kontakte. „Der Großteil der Leute hat ein Unterstützungsnetzwerk. Das freut uns sehr“, sagt Moritz Brunecker. Viele haben angeben, Nachbarn um Hilfe bitten zu können, viele treffen sich auch in ihrer Freizeit mit ihnen. „Hier gibt es offenbar viele gewachsene Strukturen“, meint Dorothee Lauter von Innovation-City, die beim Zukunftsstadt-Projekt auch die Senioren im Blick hat.
Zufrieden sind die meisten Befragten mit dem Angebot an Apotheken und Lebensmittelläden – in Stadtmitte etwas mehr als in Batenbrock-Süd – mit den Busverbindungen und dem Angebot an Grünflächen. Kritisiert wurde das Fehlen von Geldinstituten und Geldautomaten vor allem in Batenbrock, aber auch in Stadtmitte. Daran könne die Stadt nichts ändern, allenfalls informieren, bedauern Brunecker und Lauer.
Helfen kann die Stadt an anderer Stelle. So haben viele Bewohner im Fragebogen bemängelt, dass Gehwege Stolperkanten haben und schlecht beleuchtet sind oder von Falschparkern zugeparkt werden. Viele wünschen sich mehr Sitzbänke und mehr Sauberkeit im Stadtteil und in den Grünanlagen. Schlechte Luft und zu hohe Geschwindigkeiten in Tempo 30-Zonen standen ebenfalls in der Kritik. Und viele Befragten hätten gerne mehr Freizeitangebote.
Migranten sollen in Kürze noch extra befragt werden
Alle diese Fragen sollen demnächst Thema bei einer Bürgerversammlung sein, zu der die Stadt in Zusammenarbeit mit den beiden Quartiersbüros einladen will. Hier können dann Ross und Reiter genannt werden – etwa zu Verschmutzung und Falschparkern, aber auch konkrete Wünsche etwa für neue Freizeitangebote. Mit dabei sein werden dann auch die Zukunftsplaner, die zeigen wollen, was in den Quartieren bereits dank des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts (ITEK) auf den Weg gebracht worden ist. Fördermittel gibt es beispielsweise für die Neugestaltung des Batenbrock Parks.
An der Umfrage im letzten Sommer haben sich übrigens 624 der insgesamt 2670 angeschriebenen Senioren beteiligt. Das entspricht einer Rücklaufquote von rund 23,4 Prozent. „Wir sind zufrieden“, sagt Moritz Brunecker dazu. „Mehr hatten wir gar nicht erwartet.“ Auffallend allerdings: Von den zahlreichen Bewohner mit Migrationshintergrund im Süden von Batenbrock und im Südosten der Innenstadt gab es kaum eine Antwort.
Das soll aber nicht so bleiben. In diesem Monat beginnt eine Bochumer Studentin mit türkischen Wurzeln ein mehrwöchiges Praktikum im Sozialamt der Stadt. Sie soll den Fragebogen dann ins Türkische übersetzen und anschließend die betreffenden Bewohner persönlich befragen.