Bottrop. . Ludwig Ladzinski erhält den Verdienstorden des Landes NRW. Ministerpräsident Laschet würdigt Verdienste um sozialverträglichen Bergbau-Ausstieg.

Vor Ludwig Ladzinski liegt eine schwere Woche. Daraus macht der ehemalige Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RAG und Prosper-Betriebsrat keinen Hehl.

Ende der Woche endet die Ära des Steinkohlebergbaus in Deutschland und dass es sozialverträglich geschieht, also dass ein Großteil der Kumpel in Ruhestand gehen oder in andere Jobs vermittelt werden konnten, das ist auch ein Verdienst des Bottropers.

„Ein Höhepunkt und der Tiefpunkt liegen eng beieinander“

Am Samstagabend zeichnete Ministerpräsident Armin Lascht ihn in Aachen deshalb mit dem Verdienstorden des Landes NRW aus. „Auf der einen Seite ist das eine große Ehre, auf der anderen Seite ist es aber gerade in dieser Woche fast makaber“, so Ladzinski im Vorfeld der Auszeichnung gegenüber der Lokalredaktion. „Ein Höhepunkt und der Tiefpunkt liegen eng beieinander.“

Auszeichnung gemeinsam mit Otto Rehhagel

Neun Bürger aus NRW zeichnete Armin Laschet am Samstagabend in Aachen mit dem Orden aus. Neben Ludwig Ladzinski wurde auch Fußballtrainer Otto Rehhagel geehrt.

Neben dem Staatspreis ist der Verdienstorden die höchste Auszeichnung, die NRW vergibt. Die Zahl der Ordensträger ist begrenzt auf 2500. Mit den neu Geehrten gibt es nun 1604 Träger.

Laschet lobte Ladzinksis Einsatz bei der Entstehung des Steinkohlefinanzierungsgesetzes, also des Gesetzes, in dem letztmals die Beihilfen für den Bergbau geregelt wurden. Gleichzeitig würdigte er Ladzinkskis Einsatz bei der Gründung der RAG-Stiftung. In beiden Fällen habe er so großen Anteil am sozialverträglichen Ausstieg aus dem Steinkohlenbergbau.

Betriebsrat hält Bergwerk-Schließung für falsch

Im Gespräch macht Ladzinski keinen Hehl daraus, dass er die Entscheidung, die Bergwerke zu schließen, nach wie vor für falsch hält. Das Ende sei politisch gewollt gewesen und es sei allein um die Beihilfen gegangen. Umwelt- oder Klimaschutzaspekte hätten keine Rolle gespielt. Deutschland steige ja auch nicht aus der Steinkohle aus, wie es vielfach formuliert werde, stellt Ladzinski klar. „Wer das glaubt liegt falsch“, sagt Ladzinski und verweist darauf, dass Steinkohle nach wie vor benötigt werde, nur dass sie nun aus anderen Ländern importiert wird.

„Wir hätten uns an der ein oder anderen Stelle zumindest einen Zugang zu den Lagerstätten erhalten sollen“, sagt er, Wenn nun endgültig der Deckel auf den Pütt kommt, so kommt man an die Kohlevorräte nicht mehr dran.

60 Prozent der Kollegen in neue Jobs vermittelt

Vor dem Hintergrund dieser politischen Entscheidung, so Ladzinski, sei es das bestmögliche Ergebnis, so wie es jetzt gelaufen ist – „wenigstens sozialverträglich.“ Es sei gelungen, 60 Prozent der Kollegen zu vermitteln, 40 Prozent seien in den Vorruhestand gegangen – bezogen auf die letzten zehn Jahre. In Brüssel, Berlin und Düsseldorf hat Ladzinksi mit verhandelt und die Einigung mit getragen. „Wir Bergleute war die einzigen, die für den eigenen Beerdigungstermin demonstriert haben“, erinnert er sich an Kundgebungen in Brüssel.

Bottrop sieht er auf einem guten Weg. Die Kooperation von Stadt und RAG-Montan-Immobilien beim Freiziehen und der Vermarktung der Bergbauflächen sei ein „guter Schritt“.

Mitglied im Kuratorium der RAG-Stiftung

Seit 2013 ist Ladzinksi im Ruhestand, doch als Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung ist er immer noch mit der Materie befasst. Dort berät er mit über den Haushalt und die Investitionen der Stiftung, die unter anderem die Neugestaltung des Bergbaumuseums mit finanziert hat oder in Bottrop einen erheblichen Batzen zur Museumserweiterung beisteuert.