Bottrop.

. „Immer dem Zigarrengeruch nach.“ Der Hinweis kommt aus der Pförtnerloge an Schacht IV in Grafenwald, wenn man sich nach dem Büro von Ludwig Ladzinski erkundigt. Aber es stimmt, wenn der Betriebsratsvorsitzende im Hause ist, liegt ein Zigarrenhauch in der Luft – noch. Denn Ludwig Ladzinski wird heute offiziell verabschiedet. Nach 43 Jahren auf dem Pütt in Bottrop.

1990 als Betriebsrat angefangen

Dabei lässt er sich, bei aller Verbundenheit zu seiner Heimatstadt, gar nicht gern als gebürtiger Bottroper bezeichnen. Sein Personalausweis sagt dazu nämlich etwas anderes. Unter Geburtsort steht dort: „Kirchhellen, jetzt Bottrop“. Ladzinski ist eigentlich ein Grafenwälder. Und dass er als einflussreicher Gesamtbetriebsratsvorsitzender der RAG einmal in Brüssel, Berlin und Düsseldorf über den Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau verhandeln würde, „das hätte ich nie gedacht. Schon gar nicht 1990, als ich als Betriebsrat anfing“.

Wenn Ladzinski spricht, kommt es auf Feinheiten an. Er spricht vom Ende des „subventionierten Steinkohlebergbaus“. Hält da jemand ein Hintertürchen offen? Ein tiefer Zug an der Zigarre, Kopfschütteln. Dazu müsste die EU ihre Einstellung ändern, denn wer jetzt ein Bergwerk übernehmen wolle, „der muss sämtliche Subventionen zurückzahlen“. Utopisch. Und dass die EU-Kommission ihre Einstellung überdenkt, daran glaubt er nicht.

Auch interessant

Ludwig Ladzinski zu seinem Abschied an der Zeche Prosper Haniel in Bottrop Grafenwald am Montag, 25. März 2013. Foto: Heinrich Jung WAZ FotoPool
Von Dirk Aschendorf

So sorgt sich Ladzinski um die Folgen für Bottrop. Dass sich die Stadt schnell vom Aus der Zeche erholen wird, glaubt er nicht. „Schauen Sie sich in den Städten um, in denen sich der Bergbau zurückgezogen hat. Kamen und Bergkamen zum Beispiel.“ Die Zahl der Leerstände habe sich erhöht, die Wirtschaftskraft sei gesunken. Und 4500 Arbeitsplätze, die seien nicht so einfach zu ersetzen.

Mit Sorge hat Ladzinski die Nachrichten von Seepex, Nadler oder Huber verfolgt. „Große Unternehmen sehe ich in der Stadt nicht. Und die Ansiedlung eines Mittelständlers mit 30 bis 50 Arbeitsplätzen ist zwar ein Erfolg, letztlich aber ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Dann zitiert er Studien aus England, wonach Städte mit stillgelegtem Bergbau 20 Jahre brauchen, um sich zu erholen.

Im Morianhaus wird er heute verabschiedet. Zu Gast sind unter anderem Kanzleramtsminister Roland Pofalla und Ruhrbischof Overbeck. Dass sich Ladzinski in Bottrop verabschiedet – logisch: „Ich habe 43 Jahre hier auf der Schachtanlage gearbeitet, hier höre ich auch auf.“

Im Ruhestand warten dann zwei Enkelkinder darauf, sich von Opa verwöhnen zu lassen.