Bottrop. . Obwohl die Trasse über die Gladbecker Straße von Experten besser benotet wird, wollen Verwaltung und Politiker Radler auf alte Bahntrasse lenken

In der Debatte um den Radschnellweg zwischen Essen, Bottrop und Gladbeck zeichnet sich eine politische Mehrheit gegen die von Experten favorisierte Trasse über die Gladbecker Straße ab. Favorit einer Mehrheit der Politik bleibt ein Radweg über die RAG-Trasse, obwohl sie bei einem Nutzen-Kosten-Vergleich erneut deutlich schlechter abgeschnitten hat.

Trassenvergleich

Im Planungsausschuss des Regionalverbands Ruhr (RVR) und im Bottroper Bau- und Verkehrsausschuss sind die Trassenführungen gestern intensiv diskutiert worden. Gutachter Wolfgang Röhling stellte die Ergebnisse des Vergleichs zwischen der Trasse über die Gladbecker Straße und die RAG-Trasse vor, die der Regionalverband auf Wunsch der Stadt zusätzlich zur Machbarkeitsstudie erstellt hat.

Trassenführung des Radschnellwegs zwischen Essen, Bottrop und Gladbeck: Experten benoten die rote Route über die Gladbecker Straße besser, Verwaltung und viele Politiker sind für die blaue Führung über die RAG-Trasse.
Trassenführung des Radschnellwegs zwischen Essen, Bottrop und Gladbeck: Experten benoten die rote Route über die Gladbecker Straße besser, Verwaltung und viele Politiker sind für die blaue Führung über die RAG-Trasse. © Miriam Fischer

Kernaussage des Gutachters: Weil die Trasse über die Gladbecker Straße direkt durchs Stadtzentrum führt, würden mehr als doppelt so viele Fahrten künftig mit dem Rad durchgeführt, als wenn die Trasse von Gladbeck über Rheinbaben, Bahnhof Boy und Hauptbahnhof Richtung Essen führen würde.

Trotz der besseren Bewertung erst bei der Trassenfindung und jetzt beim Kosten-Nutzen-Vergleich lehnt eine breite politische Mehrheit die Trasse über die Gladbecker Straße ab. Auch die Verwaltung hat sich dieser Bewertung inzwischen angeschlossen und begründet das mit dem „direkten, kreuzungsfreien, barrierefreien, steigungsarmen Verlauf weitgehend unabhängig vom Kfz-Verkehr“, während die Radler an der Gladbecker Straße zwölf Ampeln passieren müssten.

„Zustimmung nur mit Bauchschmerzen“

Allerdings musste sich Baudezernent Klaus Müller von RVR-Planungsdezernent Martin Tönnes vorhalten lassen: „Der Vorschlag für die Trasse entlang der Gladbecker Straße kommt von der Stadt Bottrop.“ Das stimmt, sagt Müller, aber: „Wir haben dieser Trasse nur mit Bauchschmerzen zugestimmt.“ Und die Politik fand die Trasse schon bei der ersten Präsentation nicht gut, erinnert Franz Ochmann (SPD): „Wir waren fast alle dagegen.“ Die SPD wolle den Radweg über die RAG-Trasse.

Der RVR wird die fertigen Gutachten im Oktober dem Landesverkehrsministerium übergeben, sagt Tönnes. Das werde dann Gespräche mit der Stadt aufnehmen. Radschnellwege sind seit 2016 Landesstraßen gleichgestellt. Deshalb wird der Landesbetrieb Straßen NRW jetzt das Projekt weiter führen. Gemeinsam mit den Städten Bottrop, Essen und Gladbeck wird er ein Linienbestimmungsverfahren durchführen. In diesem Verfahren habe der Rat das letzte Wort, versichert Müller