Bottrop. . Die von den Gutachtern favorisierte Trasse des Schnellwegs stößt bei Verkehrspolitikern auf Skepsis. Sie sehen noch großen Diskussionsbedarf.
- Verkehrspolitiker halten Bottroper Abschnitt für den „konflitktträchtigsten“
- Frage nach Parkmöglichkeiten im Umfeld der Gladbecker Straße steht im Raum
- Machbarkeitsstudie hat Diskussion angestoßen, bis zur Umsetzung ist es noch weit
Der Radschnellweg Mittleres Ruhrgebiet soll durch Bottrop führen. Doch bei seinen Verkehrspolitikern kommt keine Euphorie auf. Grund ist der vom RVR in einer Machbarkeitsstudie ausgearbeitete Verlauf, wonach der Radschnellweg in der Stadt entlang der Gladbecker und der Friedrich-Ebert-Straße verläuft. Die müssten dafür massiv umgebaut werden.
Rüdiger Lehr (SPD), Vorsitzender des Bau- und Verkehrsausschusses, spricht von dem „konfliktträchtigsten Part“ des Weges. Denn in Gladbeck und Essen führt er fast nur abseits der Straßen. In dieser Stadt dagegen müssen zwei Hauptstraßen umgebaut werden. Dass der Verkehr auf der Gladbecker Straße dann nur noch zweispurig fließt, sehen die Verantwortlichen noch als das kleinere Problem an. So viele Autos führen dort nicht, und eine Spur diene sowieso weitestgehend als Parkstreifen. „Auf der Gladbecker ist nicht mehr Verkehr als auf der Horster Straße, und die ist auch nur zweispurig“, sagt Christian Geise, der Vorsitzende des Arbeitskreises Nahmobilität und Sprecher der CDU im Bau- und Verkehrsausschuss.
Im Juli im Ausschuss
Doch wo könnte künftig im Umfeld der Gladbecker Straße geparkt werden? Diese Frage muss aus Sicht der beiden Verkehrspolitiker beantwortet werden, bevor sie dem Bau des Radschnellwegs zustimmen können. Im Juli befasst sich der Ausschuss erstmals mit dem Thema. Lehr: „Wir würden uns freuen, wenn es uns gelingt, das auf der Gladbecker Straße zu realisieren. Aber ob es gelingt, hängt von vielen Faktoren ab, die wir noch nicht geprüft haben.“
Er spricht von einem „Diskussionsprozess“, der nun durch die favorisierte Streckenführung angestoßen worden ist. Doch im Laufe der Diskussion werde es sicher auch noch einmal um alternative Routen gehen. In dem Zusammenhang wird immer wieder über die Trasse der Zechenbahn debattiert, die von Gladbeck über Boy und Batenbrock in Richtung Essen führt – kreuzungsfrei.
Autobahn hat keine Ampeln und Kreuzungen
Die hatte auch der ADFC favorisiert. Dessen Vorsitzender Heinz Brockmann versucht nun, das Positive zu sehen. Auf diese Weise werde womöglich die Gladbecker Straße perfekt für Radfahrer ausgebaut. Doch habe man im Hinterkopf immer noch das Wort Radautobahn. „Dann muss man sagen, dass eine Autobahn weder Ampeln noch Kreuzungen hat.“
Brockmanns Hoffnung ist, dass auf Sicht beide Trassen realisiert werden. Der RVR plant ein regionales Radwegenetz mit den Radschnellwegen an der Spitze und weiteren regional bedeutenden Wegen unterhalb.
Forderung nach grüner Welle
Auch Lehr sieht einen Vorteil in der favorisierten Trassenführung. So würde entlang der Gladbecker Straße der dringend nötige Ausbau der Radwege bezahlt. Das Problem sei dann aber der Abbiegeverkehr, der alle dahinter fahrenden aufhalte – einschließlich der Busse. Lehr bringt in dem Zusammenhang ÖPNV-Spuren ins Gespräch.
Dazu kommt die Forderung nach einer grünen Welle für Radler. Da, so Lehr, müssten die Fachleute erklären, wie so etwas überhaupt möglich ist. Geise schwebt vor, ein Durchschnittstempo als Grundlage zu nehmen und dann zu definieren, wie häufig Radler, die in dem Tempo unterwegs sind, maximal ausgebremst werden dürfen.
Viele Interessen
Unklar auch, wie es mit dem Bereich der Friedrich-Ebert-Straße zwischen der Freiherr-vom-Stein- und der Devensstraße weiter geht. Eigentlich sollte das Teilstück durch Mittel aus dem Konjunkturpaket III saniert werden. Doch laut der Studie soll hier die Fahrradstraße entstehen. „Das wäre ja Unsinn, wenn wir dafür nun Mittel für den Radschnellweg bekommen.“
Mit einer schnellen Entscheidung rechnet niemand. Zunächst müssen sich die Fraktionen eine Meinung bilden. Dann gelte es, meint Rüdiger Lehr, die vielen verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen sowie Bürger und Anwohner mitzunehmen.