Bottrop. . Das Verhältnis zwischen den Nachbarn ist in den letzten Jahren eingeschlafen. Projekt will ein Miteinander schaffen und Vorurteile abbauen

Mehr Miteinander, das wünschen sich einige Anwohner des Prosper-III-Geländes und dieser Wunsch führte sie am Samstag in das neue Quartiersbüro der Siedlung. Unterstützt vom Bundesministerium für Umwelt entsteht dort derzeit das achte Quartiersbüro der Stadt. „Für uns ist das ein Herzensprojekt“, sagt Nora Schrage-Schmücker. Zusammen mit Silke Tebbe ist sie eine der beiden zuständigen Quartiersmanagerinnen, die das Viertel zusammenbringen möchten.

Silke Tebbe und Nora Schrage-Schmücker suchten das Gespräch mit den Anwohnern um Ideen für das Quartier zu sammen.
Silke Tebbe und Nora Schrage-Schmücker suchten das Gespräch mit den Anwohnern um Ideen für das Quartier zu sammen. © Thomas Gödde

Umrahmt ist die Siedlung von Gladbecker-, Pestalozzi-, und Scharnhölzstraße. Getrennt durch den grünen Wall und den Prosperpark wohnen auf der einen Seite viele Eigenheimbesitzer, auf der anderen stehen Mehrfamilienhäuser. „Hier gibt es leider auch viele Vorurteile, die abgebaut werden sollen“, sagt Schrage-Schmücker.

Park sollte Quartiersteile verbinden

Dabei war die Idee der Siedlung bei Entstehung eine ganz andere; Der Park sollte als Verbindung zwischen den Quartiersteilen fungieren. Doch der Austausch ist in den letzten Jahren sehr eingeschlafen. Trotzdem haben einige Anwohner den Weg ins Büro gefunden, um ihre Meinung einzubringen. „Wir freuen uns sehr über diesen Zuspruch, denn die Nachbarn sind unsere wichtigste Informationsquelle.“

Sinn des gemeinsamen Mittags ist es, die Wünsche und Bedürfnisse der Bürger zu erfahren, denn das Quartiersbüro soll in Zukunft als Sprachrohr zwischen Rathaus und Bürger agieren. Deshalb wird an vier großen Schautafeln eine Bestandsaufnahme gemacht; Was haben wir? Was brauchen wir? Was können wir selbst einbringen? Am gemeinsamen Tisch wird diskutiert.

Büro soll an den Roten Platz ziehen

Täglich geöffnet von 11 bis 17 Uhr

Um einen höheren Austausch zu gewährleisten, ist das Quartiersbüro ab dieser Woche täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet sein. Das „Übergangsbüro“ befindet sich in der Lagerhalle an der Kardinal-Hengsbach-Straße 2. Beide Quartiersmanagerinnen hoffen auf regen Zuspruch.

Geplant ist die Förderung des Projektes bis September 2019, ein Antrag auf Verlängerung ist allerdings schon in Planung.

Schnell füllen sich die Schautafeln. Besonders traurig finden die Anwohner, dass es kaum Geschäfte gibt, keine Cafés, keinen Veranstaltungsraum. Auch das sehen die beiden Quartiersmanagerinnen ähnlich. „Besonders am roten Platz ist viel verdreckt und es gibt eine Menge Leerstände. Trotzdem ist dieser Platz der wichtigste Treffpunkt für die Nachbarn“, sagt Silke Tebbe. Deshalb soll das Quartiersbüro umziehen – genau an den roten Platz, in die Mitte der Siedlung. „Wir wollen Präsenz zeigen, Angebote schaffen, helfen. Das geht aber nur, wenn die Anwohner mitmachen.“

Und die haben direkt Ideen mitgebracht; ein Anwohner bietet Kenntnisse im Fliesenlegen an, ein Anderer könnte sich vorstellen, Sportangebote zu unterstützen – alle wollen ein schöneres Quartier, ein besseres Miteinander. Um die Kinder kümmert sich derweil Renate Siefke. Sie liest und spielt ihnen eine Geschichte vor. Schon im Voraus hatte sie in der WAZ von den Plänen gelesen und war sofort Feuer und Flamme, obwohl sie gar nicht im Quartier wohnt. „Ich wohne an der Pestalozzistraße, bin aber oft mit dem Hund im Prosperpark unterwegs oder laufe durch die Siedlung. Natürlich sind einem dabei die schlimmen Zustände aufgefallen.“ Auch durch positive Erlebnisse mit den Menschen in der Siedlung wollte sie sofort helfen. „Ich bin ausgebildete Märchenerzählerin und denke, dass Kinder möglichst schöne Sachen erleben sollten. Deshalb habe ich direkt meine Hilfe angeboten.“

Projekte gemeinsam mit der Hochschule

Alle Anwesenden sind sich einig, dass es viel zu tun gibt. Noch steht das Quartiersbüro in den Startlöchern, Projekte mit der Hochschule für die Jugendlichen oder ein Flohmarkt über den grünen Wall sind aber schon geplant und sollen die seit Jahren vernachlässigte Beziehung zwischen beiden Seiten wiederbeleben.