Bottrop. . Der Krebsmittel-Skandal ist Thema im Landtag. Es geht um Abrechnungsbetrug, aber auch um „Körperverletzung bis zum möglichen Tötungsdelikt“.

  • Der Gesundheitsausschuss des Landtags bechäftigt sich schon zum zweiten Mal mit dem Bottroper Fall
  • Dem 46-jährigen Apotheker wird vorgeworfen, über Jahre Krebstherapiemittel zu gering dosiert zu haben
  • Bisher haben rund zwei Dutzend Patienten nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Anzeigen erstattet

Im Krebsskandal um einen 46 Jahre alten Bottroper Apotheker ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen gewerbsmäßigem Abrechnungsbetrug. Außerdem stünden Vorwürfe wegen „Körperverletzung bis hin zu möglichen Tötungsdelikten“ im Raum. Das hat das Landesgesundheitsministerium gestern dem Gesundheitsausschuss des Landtages berichtet.

Das Gremium befasst sich bereits zum zweiten Mal mit dem Ermittlungsverfahren. Bereits Anfang Dezember hatte Ministerin Barbara Steffens berichtet, dass Staatsanwaltschaft und Polizei am 29. November die Betriebs- und Privaträume des Apothekers durchsucht und den Apotheker in Untersuchungshaft genommen hatten.

Der Apotheker soll über Jahre Infusionen für Krebstherapien geringer dosiert haben

Die Ermittler werfen dem Mann vor, über Jahre Infusionen für Krebsimmuntherapien geringer dosiert zu haben, als in den Rezepten der Ärzte angegeben. Auch Wirkstoffe, deren Haltbarkeitsdatum abgelaufen war, soll der Apotheker in den Infusionen verwendet haben.

Durch diese Zubereitung fehlerhafter Krebstherapeutika sei den Krankenkassen ein Schaden von 2,5 Millionen Euro entstanden. Die Staatsanwaltschaft beziffert die Menge der falsch zubereiteten Präparate auf bis zu 40 000.

Die Staatsanwaltschaft hat Blutproben von Patienten gesichert

Nach dem Bericht des Ministeriums habe sich kein neuer Sachstand bei den Ermittlungen ergeben. Der beschuldigte Apotheker befinde sich weiterhin in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat von Patienten Blutproben gesichert in der Hoffnung, falsche Dosierungen von Medikamenten nachweisen zu können.

Nach Angaben von Oberstaatsanwältin Anette Milk haben bisher rund zwei Dutzend womöglich geschädigter Patienten Anzeigen erstattet. Obduktionen verstorbener Patienten, so das Ministerium, seien „vorerst“ nicht geplant.