Bottrop. . Nach der Verhaftung des Bottroper Apothekers bleiben Fragen. Die Stadt hat eine Telefon-Hotline eingerichtet. Die Nachfragen reißen nicht ab.
- Stadt gibt Anrufern Auskunft, ob ihr Arzt womöglich unterdosierte Infusionslösungen erhielt
- In einer Reihe von Beratungsgesprächen kommt es zu sehr emotionalen Momenten
- Hotline bleibt nach dem ersten Ansturm auch in den nächsten Tagen weiterhin erreichbar
Steht auch mein Arzt auf der Liste der Mediziner, deren Praxen die womöglich unterdosierten Krebsmedikamente bekamen? Ist auch das Krankenhaus darunter, in dem ich behandelt wurde? Welche Folgen kann das für meine Therapie haben? Wie konnte das alles nur passieren? Mit solchen Fragen haben Krebspatienten und Familienangehörige die Mitarbeiter an der Telefon-Hotline, die die Stadt nach der Festnahme eines verdächtigen Apothekers eingerichtet hat, regelrecht bestürmt.
Die Staatsanwälte werfen dem Bottroper, der in seinem Labor für Krebskranke auf Rezept ihrer Ärzte für sie persönlich abgestimmte Infusionen bei Krebsimmuntherapien herstellte, mit einer zu geringen Dosis an Medikamenten versehen zu haben. Seither ist die Unsicherheit unter den Patienten groß. Allein am vorigen Dienstag meldeten sich 130 Anrufer an der Hotline.
In Gesprächen kommt es zu emotionalen Momenten
„Diese Gespräche dauern dann nicht nur zwei, drei Minuten. Einige Patienten erzählen dabei auch ihre Krankengeschichte, damit ihre Sorgen besser verstanden werden“, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. „Dabei kommt es auch zu sehr emotionalen Momenten“, betont er. Das sei auch völlig in Ordnung so.
„Uns ist klar, dass die Patienten jetzt in einer extremen Ausnahmesituation sind. Wir haben die Hotline ja auch eingerichtet, damit sich die Patienten Luft machen können“, erklärt er. „Wir haben daher auch ganz bewusst Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ausgewählt, solche, die auch Patientengespräche gewohnt sind“, sagt der Stadtsprecher. Die Hotline sei je nach Zahl der Anfragen mit bis zu zehn Mitarbeitern besetzt.
Auskunft über betroffene Praxen erhalten nur Patienten
Ob ihr Arzt verdächtige Krebsinfusionen erhielt, teilen die Mitarbeiter der Stadt den Patienten mit, aber nur ihnen persönlich. Veröffentlichen werde die Stadt die betroffenen Praxen nicht, betont ihr Sprecher. Die Namen der fünf Medikamente, um die es bei den womöglich zu gering dosierten Infusionslösungen geht, hat sie dagegen schon bekannt gemacht.
„Bei Fragen zu den möglichen Folgen raten wir den Patienten, sich mit ihren Ärzten und Onkologen in Verbindung zu setzen, weil diese am besten etwas zu den Therapien sagen können“, erklärt Pläsken.
Familienangehörige wollen Strafanzeige stellen
Es komme vor, dass Familienangehörige von Krebspatienten Strafanzeige erstatten wollen. Dann verweist die Stadt sie an die Polizei, bei Fragen zu genaueren Inhalten der Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft.
Zwar ließ der erste Ansturm nach, doch noch immer bitten zig Patienten um Rat. Über 250 Anrufer nahmen die Hilfe des Gesundheitsamtes in der ersten fünf Tagen, auch in dieser Woche ist sie daher weiterhin zu erreichen.
>> HOTLINE BLEIBT WEITER GESCHALTET
- Die Hotline beim Bottroper Gesundheitsamt ist unter der Telefonnummer 02041/70 44 88 zu erreichen.
- In der Zeit von 8 Uhr bis 16 Uhr finden Patienten oder ihre Angehörigen am Telefon Ansprechpartner. Außerhalb dieser Zeit läuft ein Anrufbeantworter.
- Patienten erfahren per Hotline auch um welche Wirkstoffe es geht. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um: Nivolumab (Opdivo), Denosumab (Xgeva oder Prolia), Ramuciromab (Cyramza) Nab-Paclitaxel (Abraxane) und Bevacizumab (Avastin). In Klammern steht der jeweilige Handelsname,