Bottrop-Kirchhellen. Zwischen Brabecker Mühlenbach und Spechtsbach in Grafenwald haben die Emschergroppen überlebt. Jetzt schwimmen sie wieder in sieben Gewässern.
Ein Ökodrama der Neuzeit hat ein glückliches Ende gefunden. 1997 wurden im Oberlauf der Boye Emschergroppen entdeckt, die ein Jahrhundert lang als ausgestorben galten. Inzwischen sind die Fische nicht nur in sieben renaturierte Gewässer im Ruhrgebiet ausgesetzt worden, sie vermehren sich dort auch fleißig. In einem Bericht für das Landesumweltamt frohlocken die Experten: „Da erfolgreiche Reproduktionen nachgewiesen wurden, kann das Fortbestehen dieser Art nun als gesichert angesehen werden.“
Ein gut gehütetes Geheimnis
Bernd Stemmer, Fischereidezernent der Bezirksregierung Arnsberg, und Gunnar Jacobs, Experte für Gewässerunterhaltung bei der Emschergenossenschaft, dokumentieren im Heft „Natur in NRW“ des Umweltministeriums auf fünf Seiten die Bemühungen um den Erhalt der Groppe. Über Jahre war allein die bloße Entdeckung der Existenz der Groppe ein gut gehütetes Geheimnis: Die Fische lebten in einem nicht mal zwei Kilometer langen Abschnitt der Boye zwischen den Mündungen von Brabecker Mühlenbach und Spechtsbach.
„Ein einziger Ölunfall hätte die letzten Exemplare auf einen Schlag vernichten können“, sagte Gunnar Jacobs. Jetzt, wo der Bestand gesichert ist, nennen er und Stemmer auch die bisher gehüteten Fundorte, Entdeckungszeiten und Zahl der entdeckten Fische. Nach ihrem Bericht unter dem Titel „Erfolgreiche Wiederansiedlung der Groppe im Emscher-Einzugsgebiet“ wurden am 14. und 15.b April 1997 erstmals in der Boye oberhalb des Spechtsbachs Groppen entdeckt.
Eine Unterart der Rheingroppe
Im Jahr 2009 wies Robert Donoso-Büchner nach: Es handelt sich um eine Unterart der Rheingroppe, der er den Namen „Cottus cf. rhenanus“ gab. Gleichzeitig schlug er Alarm: Die geschätzt 3000 Fische sind extrem gefährdet. „Es ist schon ein kleines Wunder, dass die Groppen in dem eng begrenzten Gebiet der Boye überdauern konnten“, bilanzieren Jacobs und Stemmer. Ein Sturz über das Wehr in die „Köttelbecke Boye“, wo das Schmutzwasser eingeleitet wird, wäre der sichere Tod für jede Groppe gewesen.
Nach über 100 Jahren Totenstille...
Ab 2011 sind Groppen in renaturierte Gewässer ausgesetzt worden in Castrop-Rauxel, Dortmund, Essen, Mülheim und Oberhausen. Alle Wiederansiedlungen, melden die Forscher, waren erfolgreich. Der Höhepunkt des Wiederbelebungs-Programms: Im Juni 2015 wurden die ersten „echten“ Emschergroppen tatsächlich in der Emscher bei Dortmund-Hörde gefunden, und zwar erwachsene Groppen ebenso wie gerade erst ausgebrütete Jungtiere. Nach über 100 Jahren Toten-Stille in der Emscher hatten die Forscher die ersten in der Emscher selbst aufgewachsenen Groppen entdeckt.