Kirchhellen. . Gefährdete Vögel brüten am Kletterpoth und in der Wiedau. Auch in der Nähe der Dorfheide und an Schloss Brabeck sind Nester. Die Stadt Bottrop kümmert sich um Landeshilfe.

Nur wenige Kiebitze brüten noch auf einigen Wiesen und Feldern in Kirchhellen. Gemeinsam mit Naturschützern und Landwirten arbeiten Mitarbeiter des Umweltressorts der Stadtverwaltung daran, diese Vögel besser schützen zu können.

Mit ersten Schildern weist die Stadt seit kurzem auf die Kiebitze auf den Felder an der Rentforter Straße/Ecke Dorfheide hin und bittet um Rücksichtnahme auf die Vögel. Auch Kirchhellener Anwohner wie Sabine Vogelsang und Thomas Bornemann setzen sich dafür ein. „Der Kiebitz steht als Vogel auf der roten Liste der bedrohten Tiere. Leider wurden diese Vögel durch Spaziergänger und durch freilaufende Hunde sehr stark in ihrem Brutverhalten gestört“, beklagt Susanne Vogelsang gegenüber der WAZ. Zwar stuft die Lehrerin die Reaktion der Stadt als vorbildlich ein, doch sie meint: „Trotz allem sind es nicht genug Schilder, da ein kleiner Landweg durch die Felder führt und dort immer noch Leute mit Hunden entlang laufen“.

Die Stadtverwaltung kümmert sich aber ohnehin längst um einen besseren Schutz der Kiebitze. „Es wird bei den zwei Schildern nicht bleiben“, versichert Stadtsprecher Andreas Pläsken daher. „Kiebitze sind eine wirklich seltene und unter Schutz stehende Vogelart“, betont er. Daher seien die Mitarbeiter der Verwaltung zum Beispiel auch mit Joachim Königshausen, dem Vorsitzenden des landwirtschaftlichen Ortsverbandes, im Gespräch. „Es soll in Kürze ein Schreiben an alle Landwirte geben. Wir werben dafür, dass die Landwirte auf ihren Äckern in der Brutzeit Rücksicht auf die Kiebitze nehmen“, sagte Pläsken. Die Stadt selbst könne dafür zwar keine finanzielle Unterstützung leisten. „Wenn der Landwirt dort sein Feld bis zum Ende der Brutzeit nicht bestellt, ist das eine Good-will-Aktion von ihm“, meint der Stadtsprecher. Doch die Stadtverwaltung führe über den Kiebitzschutz seit einiger Zeit auch mit der Bezirksregierung Münster Gespräche. „Unseren Fachleuten ist zu Ohren gekommen, dass es für den Schutz der Kiebitze Landesprogramme gibt, bisher allerdings ohne unsere Beteiligung., sagte Pläsken.

Noch ein offiziell Signal

Denn der Stadt gehe es ja nicht nur um die Felder im Bereich der Rentforter Straße und der Dorfheide. „Wir können mehrere Brutstätten in Kirchhellen nachweisen. Es gibt noch drei weitere Bereiche, von denen wir wissen, dass da Kiebitze brüten“, erklärt Pläsken. Dies sei im Bereich Wiedau und Burgstraße der Fall, auf einem Feld am Kletterpoth sowie im Gelände um Schloss Brabeck. „Wir hoffen, dass auch Bottrop demnächst zum Zuge kommt. Der Prozess läuft“, sagte der Stadtsprecher, „noch haben wir aber kein offizielles Signal.“

Vom Aussterben bedroht

Obwohl der Kiebitz per Gesetz unter strengem Schutz steht, ist seine Existenz stark bedroht. Vor gut zwei Jahren erst warnte daher auch Georg Verbücheln, Abteilungsleiter für Naturschutz im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz: „Wenn sich die negative Entwicklung etwa beim Kiebitz fortsetzt wie in den letzten Jahren, dann wird diese heimische Art um 2030 ausgestorben sein.“

Die Ursachen solchen Artensterbens seien zumeist „menschengemacht“, lässt das Landesumweltministerium in seinen Veröffentlichungen wissen. So gehen in NRW durch intensive Bewirtschaftung der Felder durch die Landwirte und durch Flächenfraß täglich zehn Hektar naturnaher Lebensräumen für viele Tier- und Pflanzenarten verloren. Auch der Naturschutzbund sieht den hauptsächlichen Grund für den Rückgang des Kiebitzes in der Landwirtschaft. So seien über Jahrzehnte Brutstätten im Grünland trockengelegt oder in Äcker umgewandelt und damit zerstört worden.

Vor fünfzig Jahren war dieser Vogel noch besonders häufig auf Feldern und Wiesen zu finden, erklären die Naturschützer. Seine Eier galten früher als Delikatesse, heißt es. Sie dürfen aber heutzutage nicht mehr gesammelt werden. Denn in den letzten Jahren habe sich der Kiebitz-Bestand mehr als halbiert, berichtet der Naturschutzbund.