Bottrop. Nach Vergrößerung des Versorgungsgebiets im Fall eines Atomunfalls reicht der Vorrat an Jodtabletten nicht mehr für alle aus. Stadt muss nachlegen.

Die Stadt Bottrop muss ihren Vorrat an Jodtabletten deutlich aufstocken. Nach dem Willen des Landesinnenministeriums soll jetzt jede NRW-Kommune, alle unter 18-Jährigen und Schwangeren im Katastrophenfall mit Jodtabletten versorgen können. Hintergrund sind reformierte Empfehlungen der Strahlenschutzkommission des Bundes (die WAZ berichtete).

Jetzt müssen auch alle 45-Jährigen mit Tabletten versorgt werden

Bislang gehörte nur der Feldhausener Zipfel in das Bottroper Versorgungsgebiet, wie Amtsarzt Dr. Christian Marga erklärt. Dieser Zipfel befindet sich im 100-Kilometer-Radius des Kernkraftwerkes in Lingen im Emsland.

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Lediglich innerhalb dieses Radius’ habe die Stadt bisher für unter 18-Jährige und Schwangere eine Versorgung mit den Tabletten gewährleisten müssen. Doch jetzt müssten auch alle unter 45-Jährigen innerhalb des 100-Kilometer-Radius’ Zugang zu den Tabletten bekommen.

Dr. Christian Marga hält diese Vorsorgemaßnahme mit den hoch dosierten Kaliumjodid-Tabletten (65 Milligramm pro Einheit) für medizinisch nachvollziehbar. Sie fungieren als Blockade und sollen verhindern, dass radioaktives Jod, das bei einem Atomunfall ausströmen kann, in die Schilddrüse gelangt. „Die Schilddrüse kann nur eine begrenzte Menge an Jod aufnehmen und wäre durch die Tabletten geschützt“, erklärt der Amtsarzt.

Schnelle Einnahme ist wichtig

Dr. Marga betont jedoch, dass der Zeitraum der Einnahme enorm wichtig sei. „Im Notfall gibt es einen Zeitkorridor von acht bis zwölf Stunden, in denen die Tabletten eingenommen werden müssen – bevor überhaupt ein Kontakt mit radioaktivem Jod möglich ist.“

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Menschen im Alter von über 45 Jahren sollten die Tabletten nicht zu sich nehmen, „bei ihnen könnten sie zu einer Schilddrüsenüberfunktion führen“.

Wie genau die Verteilung der Tabletten aussehen soll, das kann der Amtsarzt nicht sagen. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder wir verteilen sie vorab oder erst dann, wenn der Notfall eintrifft. Beides hat seine Vor- und Nachteile.“ Laut dem Leiter des Gesundheitsamts werden die Tabletten von der Stadt Bottrop derzeit zentral gelagert.

Klar ist, dass wenn der Katastrophenfall jetzt eintreten würde, der Vorrat an Tabletten nicht ausreicht.