NRW. . In Nordrhein-Westfalen gibt's kein Atomkraftwerk – aber außerhalb der Landesgrenze. Welche direkten Auswirkungen hätte ein schwerer Störfall auf NRW?
Vor 30 Jahren flog im ukrainischen Prypjat das Atomkraftwerk (AKW) Tschernobyl in die Luft. Die Umgebung ist verseucht – 400.000 Menschen mussten ihre Heimat verlassen. Bis heute gilt das Gebiet im Radius von 30 Kilometern als Sperrzone. Im Umkreis des explodierten Reaktors im japanischen Fukushima sieht es ähnlich aus.
NRW ist von Atomkraftwerken umzingelt
Ein Glück, dass es NRW keine Atomkraftwerke gibt! Aber Moment – wie sieht es um unser Bundesland herum aus? Ein Blick auf die Karte zeigt: Nordrhein-Westfalen ist von Atommeilern umzingelt. Und nicht nur deutsche AKW liegen in Grenznähe, sondern auch Anlagen in den Niederlanden, Belgien und Frankreich.
Bei einem schweren Atomunfall greift der Notfallplan der Strahlenschutzkommission. Der teilt den Umkreis in vier Bereiche ein:
- 5 Kilometer (Zentralzone): Evakuierung und Verteilung von Jodtabletten binnen 6 Stunden
- 20 Kilometer (Mittelzone): Evakuierung binnen 24 Stunden, Jodtabletten binnen 12 Stunden
- 100 Kilometer (Außenzone): Aufenthalt in Gebäuden, Jodtabletten, Evakuierung je nach Wetterlage (Niederschlag, Wind)
- bundesweit (Fernzone): Jod für Kinder, Jugendliche und Schwangere, Überwachung der Messwerte
Auswirkungen eines Super-Gaus auf NRW
Welche Auswirkungen auf Nordrhein-Westfalen hätte also ein Super-Gau in einem Atomkraftwerk in Grenznähe? Die gute Nachricht fürs Ruhrgebiet: Das Revier liegt nicht direkt im kritischen 100-Kilometer-Radius eines Kraftwerks.
Für Münsterland, Niederrhein, Ostwestfalen, Soester Börde und Teiles des Sauerlands sieht das schon anders aus: Das AKW Grohnde liegt nur zehn Kilometer von der lippischen Landesgrenze bei Detmold entfernt. Bis Bielefeld und Paderborn sind es 50 Kilometer, bis Brilon 90 Kilometer und bis Hamm etwa 110 Kilometer.
Der 100-Kilometer-Umreis des AKW Emsland in Lingen überdeckt das komplette Münsterland und reicht bis Hamm, Recklinghausen und Emmerich.
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Ähnlich sieht es im Westen von NRW aus. Vom belgischen Pannen-Reaktor Tihange sind es nur 40 Kilometer – der 100-Kilometer Korridor reicht bis vor die Tore von Köln.
Westwind weht Atom-Wolke nach NRW
Es kommt allerdings auch aufs Wetter an. Im Falle eines atomaren Störfalls halten die Behörden genau im Auge, wohin die "Wolke" zieht, wie schnell der Wind weht und ob es regnet. Schlecht für Nordrhein-Westfalen: Meist kommt der Wind aus Westen – aus Belgien und den Niederlanden also.