Bottrop. Charles Darwent sucht derzeit Material über den berühmten Bottroper Maler, Pädagogen und Kunsttheoretiker Albers. Erscheinen soll die Biografie 2018.
Das Werk von Josef Albers ist viel umfassender, als die Quadrate vermuten lassen. So formuliert Charles Darwent einen Ansatz seiner Biografie über Bottrops bedeutendsten Künstler. „Man kann Albers nicht verstehen, ohne auch sein Frühwerk zu kennen, seine Zeichnungen aus dem Westfälischen, Ansichten seiner Heimatstadt bis hin zur naturalistischen Wiedergabe eines Kaninchens“, sagt der Londoner Kunsthistoriker, der zur zeit immer wieder auch im Stadtarchiv anzutreffen ist.
Zum 100. Geburtstag des Bauhauses
Dort findet er die meisten Unterlagen zu Josef Albers, jedenfalls bis 1933. Damals verließen Albers und seine jüdische Frau Annie das inzwischen von den Nationalsozialisten beherrschte Deutschland und ließen sich in den USA nieder.
Die Geburtsurkunde von 1888 führt Joseph noch in der traditionellen Schreibweise. Darwent findet Bilder, Einträge aus Albers’ Zeit als Lehrer in Bottrop, über dessen Familie. „Neben der Albers-Foundation in Connecticut sind hier natürlich die meisten Unterlagen zu finden, ganz abgesehen davon, dass das Museum die größte Albers-Sammlung nach der Foundation in den USA beherbergt“, so Darwent.
"Albers hätte sich sicher nicht als Bauhaus-Künstler bezeichnet"
Die jedenfalls beauftragte den Engländer, der auch für führende Zeitungen Großbritanniens schreibt, eine erste umfassende Biografie über den gebürtigen Bottroper zu verfassen. Die soll im Vorfeld des Geburtstages des Bauhauses erscheinen, der sich 1919 zum 100. Mal jährt. „Josef Albers hätte sich mit Sicherheit nicht als Bauhaus-Künstler bezeichnet, dafür hatte er einen viel zu eigenen Kopf“, sagt Darwent.
Als er über Piet Mondrian schrieb, setzte er sich erstmals auch intensiver mit dem Werk von Josef Albers auseinander. „Und natürlich stellen wir ihn in eine Reihe mit viel bekannteren Künstlern wie Paul Klee, Wassily Kandinsky oder auch Kasimir Malewitsch, dessen „Schwarzes Quadrat“ 1915 Furore machte.
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Die Frage nach Vorbildern oder künstlerischen Wurzeln hätte Albers sicher immer auf seine Art beantwort, so Darwent. „Ich stamme ab von Adam, meinem Vater und mir selbst“, so legt es der Biograf dem knorrigen Westfalen, den seine aus großbürgerlichen Berliner Verhältnissen stammende Frau stets „westfälischen Dickkopf“ nannte, in den Mund.
"Je mehr man sieht, desto mehr wird klar"
Er habe Albers’ Werk anfangs überhaupt nicht verstanden“, sagt Darwent. „Aber je mehr man sieht, desto mehr wird klar.“ Damit greift Darwent den Ansatz des ebenfalls aus Bottrop stammenden Kunsthistorikers und langjährigen Leiters des Museums Recklinghausen, Franz Große-Perdekamp, aus dessen Schrift „Westfälische Kunst der letzte 50 Jahre“ von 1951 auf: „Man wird schneller Zugang zur westfälischen Art der Kunst des Bauhausprofessors Albers finden, wenn man seine künstlerische Entwicklung von den Anfängen her verfolgt.“
Josef Albers: Heimatmaler und Rebell zugleich
Alles was er konnte, habe er in Bottrop gelernt. So eine häufige Äußerung von Josef Albers, die auch dessen Biograf Charles Darwent immer wieder aufgreift. „Ich denke, er spielte gerne mit dieser Attitüde und auch damit, ein einfacher Mensch aus Westfalen zu sein“, sagt der Kunsthistoriker.
In seiner frühen Zeit sei Albers auch ,Heimatmaler’ gewesen. Bottroper Sandgruben, Arbeiten auf den neu entstehenden Ostring, eine Zeichnung etwa auch der Krypta der Vredener Stiftskirche: Dies alles ist natürlich westfälische Heimat. „Aber die Arbeiten hatten immer auch etwas Kritisches, leicht Rebellisches, waren sicher auch anti-preußisch, in jedem Fall aber kein sentimentales Idyll“, so Darwent.
Albers habe immer "Augen öffnen" wollen
Im Grunde sind auch Albers’ „Hommages to the Sqare“ - also die berühmten Quadrate - modern aber zugleich ganz traditionell und absolut gut und akribisch gemalt. Albers habe immer „Augen öffnen“ wollen, sagt Darwent. Das sei sein großes Anliegen als Künstler, Lehrer und Kunsttheoretiker gewesen.
Augen zu öffnen für einen vielleicht neuen, auf jeden Fall aber umfassenden Blick auf Albers, der Zeit seines Lebens ein enges, wenn auch zum Teil ambivalentes Verhältnis zu seiner Heimatstadt hatte, ist auch ein Anliegen des Engländers bei seiner Arbeit über den berühmten Bottroper.
Bottroper, die Erinnerungen, Bilder oder Schriftstücke an Josef oder die Familie Albers haben, die die Biografie sinnvoll ergänzen würden, können sich gerne mit der WAZ-Redaktion in Verbindung setzen, die Kontakt zu Charles Darwent hat.