Bochum-Dahlhausen. Das historische Bahnhofsgebäude in Bochum-Dahlhausen soll wieder genutzt werden. Die Stadt sucht deshalb Pächter für das Ensemble.

Lange Zeit herrschten Stillstand und Schweigen, nun ist die attraktive Karte wieder im Spiel. Die Stadt ist seit gut einem Jahr endlich alleinige Eigentümerin des Bahnhofs Dahlhausen und will das knapp über 100 Jahre alte Gebäude wieder mit Leben füllen, sucht dafür Investoren, Pächter, Mieter und Ideen. Denn seit dem Ende des Bahnbetriebs hatten sich einige Betreiber unter dem Naturschiefer-Dach versucht, nachhaltig erwies sich keins der Konzepte. Jetzt startet ein Interessen-Bekundungsverfahren, sprich: die Suche nach Kandidaten mit Energie, Kapital und Phantasie.

Zurückhaltend beschreibt das Liegenschaftsamt allerdings, dass am Gebäude inzwischen "ein nicht unerheblicher Modernisierungs- und Instandhaltungsstau vorliegt". Unter anderem wurde am Übergang der Treppen zum Personentunnel zu den Gleisen ein Wasserschaden festgestellt.

Bahnhof soll wieder Zentrum in Bochum-Dahlhausen werden

Gesucht wird ein geeigneter und engagierter Investor, der ein attraktives und nachhaltiges Konzept für eine Nutzung entwickelt und realisiert, damit das prägende Bahnhofsgebäude wieder zentraler Bestandteil des Stadtteils Dahlhausen wird. Dabei soll es sich um einen Nutzungsmix mit einem gewerblichen Anteil handeln.

"Wir können froh sein, dass bei dem Thema wieder Land in Sicht ist", meint zufrieden Manfred Wittmann, Aktiver im Kanu-Club und früherer Bezirksvorsteher im Südwesten. "Es muss allerdings ein Nutzer mit einem vernünftigen Konzept für dieses Schmuckstück werden, unbedingt passend zum Umfeld", warnt er nach den zerschlagenen Hoffnungen der Vergangenheit.

Ganz in der Nähe des Ruhrtalradwegs

Auch Jochen Hopmann, als ehemaliges Ratsmitglied und Naturfreunde-Vorsitzender ein "Urgestein" im Bezirk, hofft wie Wittmann außerdem auf eine Nutzung für örtliche Vereine und für kulturelle Zwecke. "Veranstaltungen, Kleinkunst, Live-Bands im kleinen Rahmen", wünscht er sich, dazu eine Station, eine Herberge für die Radfahrer so nah am Ruhrtalradweg.

Denkbar nennt die Stadtverwaltung im Exposee für das Verfahren tatsächlich auch Herbergen für Radwanderer, Gastronomie mit Außenterrasse, Räumlichkeiten für kleinere und größere Veranstaltungen. Weiter Einzelhandel mit individuellem Angebotsprofil wie etwa Weinhandel, Kunsthandwerk, Bioladen in Verbindung mit einer Gastronomie, soziale Einrichtungen, Stadtteilladen, Kreativwirtschaft, Freizeitwirtschaft, Büronutzungen, Dienstleistungen, Wohneinheiten.

Stadt will erst ernsthaftes Interesse prüfen

In dem zweistufigen Verfahren sollen zunächst Umnutzungsideen und -konzepte entwickelt werden. Dazu reichen für das Bewerberverfahren aussagekräftige Ideenskizzen aus, detaillierte Entwurfspläne sind erst einmal nicht notwendig. Die Bieter ihr Interesse an der Teilnahme am weiteren Verfahren klarstellen.

Nach der Vorprüfung der Bewerbungen wollen Stadt Bochum und Bochum Wirtschaftsentwicklung die Kandidaten, deren Ideen und Konzepte am ehesten erfolgsversprechend erscheinen, auffordern, ein konkretes Gebot für das Grundstücksgeschäft abzugeben.

Vertraglich die Nutzung sichern

Zur dauerhaften Sicherung des Nutzungszwecks soll das Grundstück möglichst im Erbpachtverfahren abgegeben werden. Der Gebäuderestwert und der Erbbauzins sind noch nicht beziffert. Ein Verkauf soll nur mit besonderer Begründung möglich sein. Die vereinbarten Nutzungen sollen über grundbuchliche Eintragungen mit Vor-und Wiederkaufsrecht und der Zustimmung der Stadt bei Nutzungsänderungen langfristig festgeschrieben werden.

Stadt und Wirtschaftsentwicklung wollen dann entscheiden, welches Nutzungskonzept für eine nachhaltige Entwicklung und Belebung Dahlhausens den Zuschlag erhält.

Info

Baudenkmal in typischer Form

Das historische Bahnhofsgebäude hat die Königlich-Preußische Eisenbahnverwaltung in zeittypischer, zweieinhalbgeschossiger Massivbauweise im Jahr 1917 errichten lassen. Das teilunterkellerte Gebäude besteht aus der ehemaligen Bahnhofshalle und zwei Seitentrakten. Wegen seiner ortsgeschichtlichen Bedeutung wurde es 1990 unter Denkmalschutz gestellt.

Nach Aufgabe des Bahnbetriebes liefen hier einige Nutzungsversuche, etwa als Museum, Gastronomie, für Büros unds mit Wohnungen. Dazu wurden die Einzelbreiche im Laufe der letzten Jahrzehnte mehrfach umgebaut und modernisiert. Die Gastronomie im rechten Gebäudeteil des Erdgeschosses wurde nach einem Brand im Jahr 2000 nicht wieder eröffnet.

Die bisherige Wohnfläche beträgt ca. 356 Quadratmeter die Nutzfläche ca. 383 Quadratmeter. Die Räume im Erdgeschoss einschließlich der Schalterhalle sind noch einmal 265 Quadratmeter groß.