Bochum. Ein Mann aus Bochum ist sauer auf die Bogestra. Ein Bus sei zu früh abgefahren und habe ihn einfach stehen lassen. Die Bogestra sieht das anders.

Dass sich Nutzer von Bus und Bahn über Verspätungen ärgern, passiert im Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) nahezu tagtäglich. Dass ein Bus fünf Minuten zu früh abfährt, fällt da schon aus dem Rahmen. Detlef Voss aus Bochum wirft einem Busfahrer eben das vor. Man habe ihn am zentralen Busbahnhof einfach stehen lassen. Die Bogestra stellt die Situation anders dar – am Ende sogar noch schlimmer...

Bochum: Bus zu früh losgefahren? Fahrgast ärgert sich über Bogestra

Es passiert am Tag, an dem Bochum seinen 700. Geburtstag feiert – am Donnerstag, 16. September. Auch Detlef Voss will dabei sein, plant einen Besuch des Großmarktes Niggemann. Um dorthin zu kommen, möchte er den Bus nehmen. Die Bogestra setzt an diesem Tag Sonderbusse ein, u.a. die Linie 2, die sich Voss ausgeguckt hat.

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Er meint, zeitig dran zu sein. Doch als er die Huestraße hoch zur Ampel vor Bus- und Hauptbahnhof kommt, sieht er „seine“ Linie 2 losfahren. Aus seiner Sicht fünf Minuten zu früh. Er sieht, wie der Bus an der roten Ampel anhält, darauf wartend, auf den Ring abbiegen zu können. „Mir war klar, dass der nicht noch einmal rumfährt“, sagt Voss. „Also bin ich hingelaufen und habe geklopft.“

Fahrgast aus Bochum sauer: Busfahrer lässt ihn nicht mehr rein

Allerdings vergeblich. „Der Fahrer war nicht gewillt, die Tür zu öffnen. Er hat sich sogar von mir weggedreht“, schildert Voss die Situation. Der 66-Jährige zeigt auf seine Uhr und signalisiert, dass der Fahrer zu früh losgefahren sei. Nichts.

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„Das geht überhaupt nicht“, schimpft Detlef Voss. „Durch dieses Verhalten ist mir mein persönlicher Plan für die 700-Jahr-Feier kaputtgemacht worden. Und die wundern sich, dass die Fahrgäste wegbleiben.“ Er sei das Busfahren leid.

Bogestra gesteht ein: Teils extreme Verspätungen bei der Feier „700 Jahre Bochum“

Voss ärgert zudem, dass die Bogestra auf ein Beschwerdeschreiben tagelang nicht reagiert hat. Erst, als er sich an die WAZ gewandt hat, bekam er Antwort. „Als Personaler würde ich so eine Angelegenheit schnell klären wollen.“

Kein Zutritt nach Abfahrt

Dass der Fahrer nach Antritt der Fahrt niemanden mehr in den Bus lässt, sei völlig richtig, erklärt Christoph Kollmann, Sprecher der Bogestra. „Der sichere Fahrgastwechsel findet am Bussteig statt.“ Einmal losgefahren, konzentriere sich der Kollege „auf andere Dinge“.

Aus Kollmanns Sicht sollte sich jeder dreimal überlegen, ob man einem Bus hinterher rennt und um Einlass bittet. „Ich habe dabei ein außerordentlich schlechtes Gefühl im Bauch.“ Man sei dann sehr fixiert auf den Bus und achte auf das Drumherum nur noch wenig. Das könne sehr gefährlich sein.

Apropos schnell: Ist der Busfahrer tatsächlich fünf Minuten zu früh losgefahren? „Nein“, sagt die Bogestra. „Wir können die Unzufriedenheit des Kunden verstehen, aber die Wahrnehmung hat ihn getrogen. Es war leider genau anders herum: Die Linie 2 war zu diesem Zeitpunkt stark verspätet – mehr als 20 Minuten. Der Anschlussbus ebenfalls“, teilt Sprecher Christoph Kollmann mit. Von daher treffe hier vielmehr die Dauerkritik zu, dass die Bogestra ihren Fahrplan nicht einhalte.

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Das war am Bochumer Jubiläums-Tag leider immer wieder der Fall. Kollmann: „Wir hatten an diesem Tag mitunter extreme Verspätungen bei der Shuttle-Linie, mit teils mehr als 20 Minuten Verzug.“ Von daher sei dieser Bus nicht zu früh, sondern mit sehr viel Verspätung abgefahren. Ein pünktlicher Bus hätte in jedem Fall warten müssen.

Voss mag sich mit dieser Begründung nicht anfreunden: „Dann hätte sich der Fahrer doch fünf Minuten später in den Turnus einreihen und fahrplanmäßig die Linie 2 fortsetzten können“, findet er. Auch hätte man flexibel reagieren und aus dem Bus-Depot zwei weitere Fahrzeuge einsetzen können.