Bochum. In dem Buch „Der 12. Mann“ kommen die Fans aus 52 Fußball-Vereinen zu Wort. Der Schauspieler, Musiker und Autor Uwe Fellensiek hat für den VfL Bochum den Gewinnerbeitrag geschrieben. Dabei geht es um das spektakuläre 5:6 gegen Bayern München.
Ohne Fans kein Fußball – das haben sich Stefanie Steudemann und Peter Glückstein vom Verlag „2und50“ gedacht und einen bundesweiten Wettbewerb ausgerufen: Die Anhänger von 52 Fußball-Clubs der ersten, zweiten und dritten Liga wurden dazu aufgerufen, eine Geschichte aus ihrem Fanleben preiszugeben. Eine Jury, in der unter anderem Ex-Fußballer Fredi Bobic und der erste Fanbeauftragte Theo Weiss saßen, wählte die Gewinner aus. In Bochum hat sich ein prominenter Fan beim Autorenwettbewerb durchgesetzt: Uwe Fellensiek. Der Schauspieler, Autor und Musiker hat auf vier Seiten sein VfL-Jahrhundert-Spiel beschrieben, bei der eine Frau namens „Inky“ eine nicht unwesentliche Rolle spielt.
Am diesem Sonntag spielt der VfL gegen 1860 München, das Spiel, das Fellensiek in seinem Gewinnerbeitrag beschreibt, ist die Bundesliga-Partie gegen Bayern in der Saison 1976/77. Ein unglaubliches Spiel, bei dem die Bochumer mit einer 4:0-Führung in die Pause gingen und sich am Ende durch ein Tor von Uli Hoeneß in letzter Minute doch mit 5:6 geschlagen geben mussten. Da treibt es jedem VfL-Fan erst die Gänsehaut auf die Arme und dann die Tränen in die Augen. Fellensiek verpasste fast die komplette zweite Halbzeit und fiel am Ende beim Blick auf die Anzeigetafel aus allen Wolken. Die kuriosen Umstände haben ihn zu seiner mitreißenden Geschichte inspiriert.
Geschichten aus der Fanseele
Alle Gewinnerbeiträge wurden im Buch „Der 12. Mann“ festgehalten. Fellensiek ist einer von 57 Fans, die sich mit ihren pointierten Erlebnissen in dem Werk verewigt haben – kreativ und witzig, manchmal auch tiefsinnig und gefühlvoll, immer aber leidenschaftlich. Steudemann vom Verlag „2und50“ erklärt den Aufruf zum Wettbewerb: „Wir wollten Geschichten aus der Fanseele haben und Fußball nicht von Literaten vorstellen lassen.“
737 Fans gaben ihr lyrisches Talent preis und bescherten der Jury lange Nächte. „Als ich von dem Aufruf zum Wettbewerb gehört habe, hatte ich Lust, etwas einzusenden. Ich finde es absolut klasse, dass in diesem Buch die Fans zu Wort kommen“, sagt Fellensiek, der seit seinem 6. Lebensjahr mit dem VfL mitfiebert. Ein Spiel, wie das gegen die Bayern 1976 hat der heute 59-Jährige allerdings lange nicht mehr gesehen: „Der Saisonbeginn war vielversprechend, aber mittlerweile hat die Mannschaft ihre Schwächen offenbart.“ Im kommenden Heimspiel tippt er deswegen auf 1860 München und die erste Saison-Niederlage des VfL im rewirpower-Stadion. „Ich hoffe es nicht, aber ich gehe davon aus, dass bis Weihnachten der Baum brennt.“
Ein Lob hat Fellensiek, der mittlerweile den Platz auf der Ost-Tribüne gegen einen Sitzplatz getauscht hat, für die Fans parat: „Wie sie zu der Mannschaft stehen und was sie für ein Gespür beweisen ist spitze. Die Fankultur ist intakt.“
ZUM BUCH
Einen Blick in die Fankultur anderer Vereine und was wirklich bei Fellensieks Besuch seines „Jahrhundert-Spiels“ passiert ist, wird in „Der 12. Mann“ in 57 knackig kurzen Geschichten, Gedichten, Erlebnissberichten und Anekdoten beschrieben. Dazu gibt es 52 passende Cartoons, unter anderem von Oli Hilbring.
Hrsg.: Stefanie Steudemann, Peter Glückstein, Fons Hickmann. Verlag: Spielmacher in der Edition Panorama. Format 16 x 23 cm, Softcover, 144 Seiten. 19.90 Euro.