Bochum. . Hospizmitarbeiter, Pflegende und Ehrenamtliche trafen sich im Bochumer Ruhrcongress, um gemeinsam für eine bessere pflegerische Versorgung Schwerstkranker und Sterbender einzutreten. Eine gemeinsame Initiative mit dem Gesundheitsministerium will die Pflegeumstände am Lebensende verbessern.
Rund 700 Teilnehmer hatten am Dienstag in den Ruhrcongress gefunden, 200 weitere mussten draußen bleiben, denn ihre Anmeldungen konnten aus Platzgründen nicht mehr berücksichtigt werden.
Zur Auftaktveranstaltung einer gemeinsamen Initiative des Gesundheitsministeriums mit den Partnern des selbstverwalteten Gesundheitswesens in NRW waren Pflegekräfte, Palliativversorger und Ehrenamtliche nach Bochum gekommen. In ihrem Berufsalltag erleben sie beinahe täglich das Sterben von Menschen, deren Leid sie nur lindern, doch nicht verhindern oder abstellen können.
Pflegeeinrichtungen stärken
Ziel der Initiative soll es sein, stationäre Pflegeeinrichtungen noch stärker zu machen und eine individuelle und bedarfsgerechte Palliativversorgung zu stärken und wenn nötig aufzubauen. Palliativversorgung ist eine Therapie, die statt auf Heilung auf Linderung abzielt, etwa bei Sterbenden, bei denen keine Heilung mehr möglich ist.
Ministerin Barbara Steffens (Grüne) thematisierte in ihrer Rede die Notwendigkeit einer würdevollen Sterbebegleitung. Die Angst vor dem Tod in einer individuellen Leistungsgesellschaft, in der es keine Zeit gibt für Alter, Pflege und Demenz machte sie mit verantwortlich für die bestehende Nachfrage nach Sterbehilfe. „Schwerstkranke und Sterbende brauchen besondere Zuneigung, die wollen nicht alleine sein. Der Wunsch nach aktiver Sterbehilfe kann in den Hintergrund rücken, wenn ein Palliativteam auch die schwierige Phase begleiten und meistern kann“, erklärte die Ministerin. Ein Palliativteam kann lindern, beistehen, zusprechen und auch die Angehörigen ansprechen und entlasten, wenn die Sterbephase begonnen hat.
Bedürfnisse der Patienten berücksichtigen
Martina Kern von Alpha Rheinland sprach über die Herausforderungen in der Altenpflege. Die fürsorgliche Pflege ist in Deutschland von der selbstaktivierenden Pflege als Standard abgelöst worden. So darf in einem Heim nur betreut werden, wenn dort selbstaktivierende Pflege geleistet wird. Bei der Arbeit mit Sterbenden und Schwerstkranken ist dies jedoch schwierig. Denn wichtig ist hier vor allem die radikale Orientierung an den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner.
So gilt es, ruhig auch mal kreativ zu werden, wenn die Situation es verlangt. Zum Beispiel bei der Mundpflege gefrorene Früchte oder Gummibärchen einzusetzen, wenn das gute Gefühl des Patienten wichtiger ist als ein sauberer und feuchter Mund. Eine Zieländerung der Pflegestandards müsse in Betracht gezogen werden, genau wie ein Perspektivwechsel, so Martina Kern. Denn gute Kommunikation sei die Basis von effektiver Begegnung und Begleitung.