Bochum. An der Gussstahlglocke auf dem Rathausplatz läutete die Freie Bochumer Kulturszene die „Alarmglocke“, weil sie sich und ihre Angebote im Kern bedroht sieht. Anlass des Protestes sind die Sparmaßnahmen der Stadt im Rahmen der Haushaltssperre.
„Bochumer Kulturpolitik: Aufwachen!“ prangte auf dem Plakat, das die Aktion begleitete. Wohl 70 Vertreter/innen der „Freien“ hatten sich versammelt, der Bahnhof Langendreer war ebenso vertreten wie der Bochumer Kulturrat, das Freie Kunst Territorium, das Theater Rottstraße 5 und das Kulturhaus Thealozzi. „Wir möchten die Öffentlichkeit über das dramatische Ausmaß der Kürzungspolitik der Stadt informieren, die sich nochmals verschärft hat. Die freien Kulturträger geraten in existenzielle Nöte“, so Gerd Spieckermann vom Bahnhof Langendreer zum Anlass der Protestaktion.
Wie andere Bereiche auch, sind die freien Kultureinrichtungen, -einzelkünstler und -gruppen von der vom Kämmerer pauschal erlassenen Haushaltssperre betroffen. Erst vor einen Vierteljahr waren die institutionellen Zuschüsse für die BO-Szene für das 2. Halbjahr 2014 um zehn Prozent gekürzt worden. 2015 sollen nun offenbar nochmals 10 Prozent Abschlag durchgesetzt werden.
„Das geht an die Substanz“
„Das geht den freien Trägern an die Substanz“, so Spieckermann. Langfristige vertragliche Verpflichtungen gegenüber Künstlern und Mitarbeitern, Energiekosten, Mieten usw. könnten „nicht mal eben“ innerhalb von zehn Wochen bis zum Jahresende kompensiert werden. Die allermeisten Kulturschaffenden seien eh’ nicht auf Rosen gebettet. Allein der dringend benötigte Inflationsausgleich belaufe sich (rein rechnerisch) auf 500.000 Euro. „Kostenträchtige Streichungen von Produktionen und Veranstaltungen, Kurzarbeit oder ein erhebliches Defizit am Ende des Jahres werden die Folge sein“, wird befürchtet.
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Die „Freien“ bezweifeln darüber hinaus die Wirksamkeit der Sparmaßnahmen, denn insgesamt würden die Kürzungen nur 175.000 Euro ausmachen. Umgekehrt würden selbst diese eher kleinteiligen Sparmaßnahmen das „Aus“ gerade für viele kleinere Kulturangebote bedeuten, welche die Freie Szene eben auch ausmachen.
Roter Pfeil weist aufs Büro des Kulturdezernenten
Mit einem roten Pfeil war an der Rathauswand das Fenster zum Büro von Stadtdirektor Michael Townsend gekennzeichnet – ihn sehen die freien Träger vor allem in der Pflicht. „Der Kulturdezernent muss sich für uns stark machen, wie sind Teil der Kulturstadt Bochum “, so die Forderungen von Gerd Spieckermann unter dem Applaus der Anwesenden.