Bochum. Die jüngst vom Kämmerer erlassenen Haushaltssperre tut der freien Kulturszene auf der Stelle weh. Den Mitarbeitern des Kulturbahnhofs in Langendreer droht Kurzarbeit, anderen freien Trägern gar das Aus.

Derweil verspricht Kulturdezernent Michael Townsend „die Strukturen“ erhalten zu wollen, gesteht aber „Riesenprobleme“ ein und kann „keine Garantien geben, dass nicht gekürzt wird“. Es fehle einfach Geld in der Kasse.

Das fehlt jetzt schon etablierten freie Trägern wie dem Bahnhof Langendreer. Wie Leiter Gerd Spiekermann mitteilt, kürzte die Stadt den Bescheid für das dritte Quartal um 10 Prozent.

Kultur als Dispositionsmasse?

Seit 2009 bekommt das soziokulturelle Zentrum seine Förderung nicht mehr ganzjährig zugeteilt. „Böse gesagt, könnte man denken, das sei von vornherein Dispositionsmasse“, sagt Spiekermann, der sich fragt, wie man „sich 18.000 Euro aus den Rippen schneiden“ soll. Denn auch für das 4. Quartal 2014 ist mit einer zehnprozentigen Zuschuss-Kürzung zu rechnen.

Noch düsterer sieht es für das kleine Theater Traumbaum aus dem Kulturmagazin Lothringern aus. Ralf Lambrecht und Birgit Iserloh haben erst kürzlich 18.000 Prospekte aus dem Keller-Hochwasser gerettet. Die darin für Herbst angekündigten Projekte stehen aber nun auf der Kippe.

Quasi in Vollzeitarbeit tätig

Das Duo aus Gerthe macht seit mehr als einem Jahrzehnt Kinder- und Jugendtheater, spielt an Schulen, betreut Projekte, betreibt Kooperationen, liefert Repertoire-Vorstellungen. Die wichtige pädagogische Quasi-Vollzeitarbeit als Theater war der Stadt zuletzt immerhin 19.000 Euro im Jahr wert.

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Das Problem: obwohl das Theater Traumbaum damit faktisch eine institutionelle Förderung verdient und erhalten hat, vollzieht sich diese durch immer neu zu stellende Projektanträge. Genau die blockiert die Haushaltssperre nun. Zwei fest geplante (und zu Teilen bereits abgespielte!) Projekte, „Theater kommt in die Schule“ (3700 €) und „Winterpiraten“ (4900 €) werden aktuell nicht bezahlt, schildert Iserloh.

Das Theater hofft nun, dass es dem Kulturbüro gelinge, diese Mittel über ein Härtefallregelung doch noch loszueisen. Nach Hochwasser im Haus, dem eigenhändigen Eintüten der Prospekte und der Organisation der ohnehin schwierigen Mischfinanzierung kommentiert Birgit Iserloh die plötzliche Haushaltssperre so: „Wir können nicht mehr!“

Kulturdezernent spricht Klartext

Townsend spricht durchaus Klartext, wenn er sagt, „die Kassen sind leer“ und sich darüber hinaus jeglicher Versprechungen enthält: „Ich kann nicht versichern, dass die freien Träger ihr Geld bis auf den letzten Cent bekommen“. Vielmehr „hangele“ man sich „von Monat zu Monat“ und suche nach Wegen, strukturelle Schäden zu vermeiden. Es gäbe aber „unabweisbare Gründe“ einzusparen, ein zukünftiges „unverdünntes Verbot“ von Ausgaben, etwa in einem nicht genehmigten Haushalt, gelte es zu vermeiden. „Das hätte gravierende Auswirkungen“.