Querenburg. . Omid Pouryousefi, Exil-Iraner und Autor aus Bochum, reagiert auf den „IS“-Terror in Nahost auf seine Weise: mit einer Lesetour, die ihn diese Woche auch nach Querenburg führt. Auf Einladung der Bücherei-Fördervereine liest er am Donnerstag an der Querenburger Höhe – und wird viel zu erzählen haben

Täglich erreichen uns neue Berichte des Vormarsches und des Terrors der Organisation „Islamischer Staat“ (IS) aus Syrien und dem Irak. Grausame Bilder, die dem Schriftsteller und Exil-Iraner Omid Pouryousefi nur allzu bekannt sind. Seine aktuelle Lesetour nutzt der Bochumer Autor und Musiker, um aufzuklären. Über das, was in seiner Heimat passiert; und das, was hier bei uns geschieht.

Das Kernvorhaben des IS ähnelt laut Pouryousefi zum Teil den Bedingungen im Iran: „Dort herrscht Schleierpflicht, Popmusik ist verboten und Mullahs besetzen Schlüsselpositionen. Stück für Stück haben sie die Macht an sich gerissen.“ Dennoch gibt es, so Pouryousefi, einen großen Unterschied: „Der IS ist radikal sunnitisch und betrachtet die zu ca. 90 Prozent schiitisch-iranische Bevölkerung als ungläubig und todeswürdig.“ Sollte eine weitere territoriale Ausdehnung gelingen, sieht er seine Landsleute in Gefahr.

Aktiv gegen die „Gehirnwäsche“ vorgehen

Aber nicht nur der Blick in den scheinbar „fernen“ Nahen Osten bereitet ihm Sorgen. Berichte über Rekrutierungen innerhalb Deutschlands alarmieren ebenfalls. Der Bochumer sucht nach Erklärungen: „Europa scheint ein fruchtbarer Propaganda-Acker zu sein. Es gibt eine gute Infrastruktur und es gelten Demonstrations- sowie Internetfreiheit.“ Daher müsse man aktiv gegen die „Gehirnwäsche“ vorgehen. Unablässig für dieses Vorhaben in seinen Augen: „Bildung! Ich selbst kann aus Erfahrung sprechen, wie beeinflussbar Heranwachsende sind.“

„Musikalische Lesung“ in Querenburg

Am Donnerstag, 23. Oktober, ist Pouryousefi um 19 Uhr im Rahmen der Lesereihe „Literarische Herbstblätter“ der Bücherei-Fördervereine in die Bücherei Querenburg, Querenburger Höhe 270, zu Gast. Passagen aus seiner Biografie verbindet er mit musikalischen Einschüben, in denen traditionelle persische Musik auf Pop trifft.

Nach der rund 90-minütigen Lesung hofft er auf eine angeregte Diskussion, um Möglichkeiten für eine Aufklärung zu besprechen. Ein kostenloses orientalisches Buffet steht bereit.

Sein heutiges Leben verdanke er ganz allein dem Einsatz seiner Eltern, die ihn 1986 vor einer blutigen Zukunft als Soldat im Iran-Irak-Krieg bewahrten: „Ich wollte an die Front. Wir wurden verführt und mit Versprechungen geködert. Als 13-Jähriger erkennt man das aber noch nicht“, sagt der heutige Pazifist.

„Ich habe beim Lesen in der Bücherei Querenburg Deutsch gelernt“

Pouryousefi möchte aufklären, nicht nur als Leiter eines sozialen Jugendprojektes. „Deshalb habe ich das Programm meiner Lesetour stark überarbeitet. ‚Integration‘ steht nicht mehr an erster Stelle. Wir müssen jetzt auch in Bochum präventiv vorgehen und etwas bewegen.“

Die Bildung, die ihm in Deutschland zuteil wurde, habe sein Leben verändert und ihn Dinge erkennen lassen. Nicht von ungefähr findet seine Lesung in der Stadtbücherei Querenburg statt: „Dort habe ich durch Lesen Deutsch gelernt.“ Ein weiteres Anliegen: „Den Menschen muss bewusst sein, dass die Mehrheit der Muslime weltweit die Gräueltaten des IS verabscheut. Keiner möchte junge Menschen sinnlos sterben sehen.“