Mit lang anhaltendem Applaus und „Bravo!“-Rufen für die Hauptdarstellerin Jana Schulz endete am Samstag ein nur 50 Minuten kurzer, gleichsam auf die zerstörerische Masse eines Schwarzen Lochs komprimierter Theaterabend: In den Kammerspielen feierte „[fi’lo:tas]“ Bochumer Premiere, Roger Vontobels Adaption der Geschichte des Amerikaners John Walker Lindh, der als zum Islam konvertierter Taliban-Kämpfer in seinem Heimatland, gelinde gesagt, in Ungnade fiel (Rezension auf der Kulturseite im Hauptteil).

Sieben Jahre alte Inszenierung

Mit „[fi‘lo:tas]“ gab Roger Vontobel (36), der längst international gefragt ist und zahlreiche Theaterpreise eingeheimst hat, vor sieben Jahren sein Regiedebüt am Schauspielhaus Hamburg. 2014 kommt es in der Hansestadt anlässlich der Lessing-Tage am Thalia-Theater zu neuen Ehren; und das ist auch der Grund, warum die alte, aber nicht alt gewordene Einrichtung jetzt auch am Schauspielhaus geboten wird. Sowohl Vontobel als auch Schulz sind Bochum eng verbunden.

Vontobel sorgte mit „Was Ihr Wollt“ und „Die Nibelungen“ für zwei der künstlerisch und ästhetisch stärksten Einrichtungen der letzten drei Spielzeiten; stets hieß „seine“ zentrale Schauspielerin Jana Schulz. Mit ihr verbindet den Schweizer Theatermacher seit Langem ein intensives Arbeitsverhältnis.

Jana Schulz (36) hat sich dem Bochumer Publikum vor allem in den zwei genannten Inszenierungen als eine Schauspielerin ins Gedächtnis gebrannt, die mit kompromissloser, zuweilen roher Körperlichkeit sich in ihre Rollen wirft, als Shakespeares suchende „Viola“ ebenso wie als Hebbels blutsaufende „Kriemhild“. Und jetzt eben auch als geschundener, dem Tod geweihter Kämpfer Charles Lindh/Philotas.

Sparsam mit Livebildern auf Videowand ausgestattet, untermalt mal mit strenger muslimischer Musik, mal mit sehnsuchtsvollem US-Country-Sound – so entwickelt sich ein radikaler Abend, der manche verstört, aber gewiss niemanden unbeeindruckt gelassen haben dürfte.