Bochum. Für Felix Burmann (5) endet im nächsten Jahr die Kindergartenzeit. Er ist ein Kind mit Down-Syndrom und wird eingeschult, obwohl er noch nicht so weit ist. Nun steht die Wahl der Grundschule an.

Beim zweiten Kind wird vieles leichter, entspannter. Man könne leichter loslassen, weil man beim ersten gesehen hat, dass es klappt. Katrin Burmann ist aber nicht entspannt, wenn sie an die Einschulung ihres Sohnes Felix denkt.

So gut es auch mit Paul (11) gelaufen ist. Er geht längst zur weiterführenden Schule. Sein Bruder Felix (5) ist ein Mensch mit Trisomie 21/Down-Syndrom. „Er ist entwicklungsmäßig zwei Jahre jünger“, sagt seine Mutter Katrin Burmann. „So ist die Realität.“ Eingeschult wird er dennoch werden.

Da gibt es keine Wahl. Auch für Menschen mit Down-Syndrom gilt die Einschulungspflicht. „Dass er in jedem Fall eingeschult werden muss“, sagt Burmann, „passt nicht zum inklusiven Gedanken.“

Die Wahl ist keine leichte

Bei der zukünftigen Schule ihres Sohnes dagegen hat sie eine Wahl. Es ist keine leichte. „Die Köllerholz-Schule wäre eigentlich unsere Schule“, sagt sie. „Da spricht einiges dafür.“ Vor allem die räumliche Nähe. Felix könnte hinlaufen. Das würde deutlich zur Entspannung im Tagesablauf führen. Momentan fährt sie ihren Sohn zweimal täglich quer durch die Stadt in den Kindergarten. „Deshalb ist aktuell nicht daran zu denken, dass ich arbeiten gehe.“ Klar gegen die Köllerholz-Schule spricht, dass Felix dort wohl das einzige Kind mit Förderbedarf wäre.

Die zweite Option wäre die Dietrich-Bonhoefer-Schule, die Schwerpunktschule geworden ist. „Die Strukturen dort finde ich ganz ansprechend“, sagt Burmann. „Da wären dann vier Kinder mit dem gleichen Förderbedarf.“ Wobei Autisten und Kinder mit Down-Syndrom offiziell den gleichen Förderbedarf haben. „Felix ist ein Emotionstyp. Da kann der Umgang mit einem autistischen Jungen schwierig werden.“

Als dritte Möglichkeit bliebe die Matthias-Claudius-Schule, die schon über viele Jahre Erfahrung im Zusammenspiel zwischen behinderten und nicht-behinderten Kindern hat.

Das Miteinander klappt

Dass es klappt, das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung, erfährt Burmann im Kindergarten. Deshalb findet sie auch den Gedanken grundsätzlich gut, dass das auch in der Schule Normalität werden soll. „Es gehört aber mehr dazu, als die Kinder einfach nur in die Schule zu lassen. Da muss ein grundsätzlicher Wertewandel stattfinden. Dazu kommt, dass es die Lehrer wollen müssen. Wenn ein Lehrer sich dafür entscheidet, läuft es. Wenn er nicht will, kann es auch nicht klappen.“

Die Entscheidung, welche Schule es für Felix wird, muss dieser Tage fallen. „Ich will das auch vom Tisch haben“, sagt Burmann, die froh darüber ist, dass sie aber mit der ersten Entscheidung noch nicht komplett festgelegt ist. „Ich habe mit den zuständigen Stellen vereinbart, dass ich ihn zunächst an der Köllerholz-Schule anmelde, er dann aber noch wechseln könnte.“ Im Zweifelsfall will sie auf ihr Bauchgefühl hören. Das hat ihr auch schon bei ihrem ersten Sohn geholfen.