Langendreer. . Die Selbstbestimmte Assistenz Behinderter GmbH (SAB) Langendreer bot eine Fortbildung für Schulbegleiter an. Sie sind Vertrauensperson für behinderte Kinder und Integrationshelfer, Vermittler zwischen Schülern, Lehrern und Eltern.

Wo hört Inklusion auf und führt zur Separation? Wie bereitet man ein beeinträchtigtes Kind auf selbstständiges Leben vor? Wie beugt man Krisen vor? Nur einige elementare Fragen, mit denen sich Schulbegleiter täglich beschäftigen.

In der SAB (Selbstbestimmte Assistenz Behinderter GmbH) Langendreer fand jetzt eine Woche lang erstmals ein Kompaktkurs statt, der Lösungswege aufzeigen soll. Geschäftsführer Deni Halilovic: „Unser Ziel ist es, Menschen mit Behinderungen an ein selbstständiges Leben heranzuführen und sie am ersten Arbeitsmarkt zu platzieren. Das benötigt frühe Förderung durch qualifiziertes Personal.“

Seit Beginn des aktuellen Schuljahres lernen Schüler gemeinsam. Egal,ob sie sonderpädagogische Unterstützung benötigen oder nicht: „Dadurch steigen die Anforderungen an das Berufsbild.“ Das Fortbildungskonzept der SAB orientiert sich am „Thüringer-Modell“, dem ersten bundesweiten Versuch einer einheitlichen Qualifizierung. Sechs Module wurden 60 Mitarbeitern im Workshop-Charakter vermittelt und sollen im Einsatz,speziell im Schulalltag, helfen.

Ute Kaufmann,Supervisorin und Referentin, stellt die Vorteile heraus: „In der Ferienzeit sind die Teilnehmer entspannter und aufnahmebereiter.Durch die kompakte Form ergeben sich zudem Querverweise und Dialoge.“

Kaufmann war selbst Schulbegleiterin, spricht aus eigener Erfahrung. „Zu meinen heutigen Aufgaben gehören Besuche vor Ort. Auch, aber nicht nur in Krisensituationen. Im Idealfall möchten wir prophylaktisch agieren.“ Dabei müssen Schulbegleiter zahlreiche Kompetenzen vereinen: als Vermittler zwischen Eltern, Lehrern und Mitschülern fungieren, im Notfall als Krisenmanager deeskalierend auftreten, Integrationshelfer und nicht zuletzt Vertrauenspersonen für die Kinder sein.

80 Prozent der Kinder mit der Diagnose Autismus

Bei ca. 80 Prozent der betreuten Kinder wurde Autismus diagnostiziert. Die Blockseminare beschäftigen sich deshalb intensiv mit dieser Entwicklungsstörung, gehen jedoch auch auf andere Beeinträchtigungen ein. Richtiges Verhalten wird mithilfe von Erfahrungsberichten und potenziellen Fällen trainiert.

Während des gesamten Schuljahres veranstaltet SAB, die NRW-weit agiert, immer wieder Einzelseminare und Weiterbildungsmaßnahmen für die rund 350 Schulbegleiteram Wallbaumweg 101.

„Das Kunststück ist, herauszufinden, wann ich eingreife und z.B. bestimmte Verhaltensweisen des autistischen Kindes erkläre“, so Kaufmann.

Daher ist Kommunikation und adäquates Verhalten ein wichtiger Teil der Fortbildung. Begleiter dürften keinesfalls als „Bodyguards ausgenutzt“ werden, sagt SAB-Koordinator Andreas Buchholz: „Der geistige oder körperliche Nachteil soll durch stetiges Eingreifen nicht zum Vorteil genutzt werden. Das wäre der falsche Ansatz, um Selbstständigkeit zu vermitteln.“

Ebenso sei eine Überpräsenz hemmend: „Wenn in einer Klasse vier ‚Aufsichtspersonen‘ sitzen, hilft das keinem.“ So sind auch „Klassenhelfer“ im Einsatz, die Klassenverbände statt Einzelne betreuen. „Die fehlende Fokussierung kann bei der Integration helfen, ist aber längst nicht für jedes Kind geeignet“, sagt Kaufmann. Eine Patenlösung gebe es ohnehin nicht.

Einstimmig betonen die drei hingegen, dass „Inklusion absolut erstrebenswert ist, aber noch viel passieren muss“. Halilovic hofft auf „eine revolutionäre Bewegung, weg vom ‚Verwertbarkeitsprinzip‘ des Einzelnen hin zu einer offenen Gesellschaft.“