Bochum. Eine von der Ev. Fachhochschule Bochum initiierte Ausstellung in der Zeche Hannover stellt die Lebenswege von zehn in Schlesien geborenen Ruhrgebietlern vor. Die Lebenswege werden anhand von Zeugnissen, Interviews und Fotografien höchst lebendig präsentiert.
Ferne Heimat, das ist in diesen bewegten Zeiten, in denen die Welt wieder einmal in Aufruhr geraten zu sein scheint, ein sehr gegenwärtiges Problem. Menschen fliehen, müssen ihre Heimat verlassen, gegen ihren Willen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das nicht anders, eine Ausstellung im LWL-Museum in der Zeche Hannover zeigt einen Aspekt davon. Sie behandelt unter dem Titel „Ferne Heimat“ Senioren aus dem Ruhrgebiet, die aus Schlesien stammen.
Damals, nach 1945, kamen viele Menschen von dort, als Flüchtlinge, Vertriebene oder später als Aussiedler ins Ruhrgebiet. Heute blicken sie auf ein langes Leben fern der Heimat. Für das Ausstellungsprojekt haben nun Studierende der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EFH RWL) in Bochum gemeinsam mit einigen von ihnen die Lebenswege zwischen Schlesien und dem Ruhrgebiet erforscht. Initiiert hat das Projekt Dr. Helene Ignatzi, die Seniorinnen und Senioren mit diesem Lebensweg aus ihrer Arbeit kannte.
Erinnerungsstücke und Interviews
Die schöne Ausstellung stellt zehn Seniorinnen und Senioren aus Schlesien vor, die heute im Ruhrgebiet leben. Mit Erinnerungsstücken aus der Vergangenheit - Fotografien, Texte, Postkarten, Alltagsgegenständen -, lebensgeschichtlichen Interviews und den eindrucksvollen Porträtfotografien des Herner Fotografen Dariusz Kantor schlägt die Ausstellung eine lebendig wirkende, autobiografisch fundierte Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart.
„Ferne Heimat“
Ferne Heimat – Senioren aus Schlesien im Ruhrgebiet. Bis zum 2. November im LWL- Industriemuseum Zeche Hannover, Günnigfelder Straße 251, Bochum-Hordel
Öffnungszeiten der Schau: Mittwoch bis Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Für ihr Praxis-Forschungsprojekt haben angehende Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der Bochumer Fachhochschule mit der Offenen Altenarbeit der Inneren Mission – Diakonisches Werk Bochum e.V. zusammengearbeitet. In den biografischen Gesprächen zwischen den jungen Akademikerinnen und den lebenserfahrenen Seniorinnen standen wichtige Fragen nach Identität und Heimat im Mittelpunkt: Was bedeutet es, wenn ihre Heimat „fern“ - im geografischen wie historischen Sinn - im heutigen Polen liegt? Welche Kindheits- und Jugenderfahrungen haben die Menschen gemacht? Und auch: Wie lassen sich diese heute und hier in die Erlebniswelt der Senioren holen, wenn eine Reise zurück in die Heimat nicht mehr möglich ist? Eine wichtige, trotz naturgemäß nostalgischer und melancholischer Pfade, die hier beschritten werden, auch enorm aktuelle Ausstellung.