Bochum. Kofferpacken ist für den Maler Zarko Radic angesagt. Aber es gehen nicht nur Jackett, Hosen & Schuhe auf die Reise, sondern – das vor allem – seine Bilder. Denn am Samstag 4. Oktober steht bereits die Ausstellungseröffnung an: in der Berliner „Galerie Kunst am Gendarmenmarkt“.

„Zwischen – Räume“ ist der Titel der Präsentation. „Die Motive meiner neuen Arbeiten passen haargenau auf die Berliner Szene“, steht für den Bochumer Künstler fest. „In the darkness“ – „im Dunkeln“ – ist der informelle Titel eines ganzen Schwungs von Gemälden, auf denen Radic den Themenkreis „nächtliche Großstadt“ variiert, mit all ihren Gestalten und Gewächsen, ihrer Gewalt und der Gier nach Geborgenheit.

Zarko Radic malt seit je, was in ihm „arbeitet“, was ihn drängt, was er auf Reisen z.B. durch die USA aufgesogen hat. Und er hat die Mittel und die Kraft, diese Bedrängung nach Außen zu stülpen und auf der Leinwand in oftmals knalliger Farbigkeit sichtbar macht. Nun also ist die Großstadt seine Inspiration, der niemals schlafende Moloch mit seinen Hochhäusern und von der Technik dominierten Orten, mit ihren Menschen, aber auch mit den „Lichtern der Großstadt“, die glitzern und die verlockend scheinen, von denen man aber nie weiß, ob es der Höllenpfuhl ist, der hier funkelt, oder das betörende Schimmern verwunschener Feengärten.

Blinkwinkel aufreißen

„Ich lasse mich bei der Ausdeutung meiner Bilder nicht festlegen“, sagt Radic. Seine Spezialität ist es, Blinkwinkel aufzureißen, um dahinter Neues zu entdecken. Der Mann, der vor der Front eines Hauses abzustürzen scheint – ist er ein Selbstmörder? Oder einer, der fliegen gelernt hat, um seinem steinernen Umfeld zu entkommen? Oder die grell geschminkten Nachtgestalten unter der spärlich beleuchteten Brücke: warten sie, hoffen sie? Oder sind sie nur zufällig hier?

Kurzporträt Zarko „Zara“ Radic

Zarko Radic hat seine Bochumer Zeit als Theatermaler in der Ära Claus Peymann am Schauspielhaus (1979-1986) begonnen; schon damals arbeitete er aber auch als freier Künstler.

„Ich habe mich immer dem Experiment verschrieben“, sagt der Serbe, der in Belgrad Malerei studierte, 1972 nach Deutschland kam und der den Künstlernamen „Zara“ führt.

Immer lassen Zarko Radic’ komplexe konzeptionelle Abstraktionen mit ihren figurativen Bezügen verschiedene Deutungsräume offen lassen. „Ich will, dass der Betrachter sich einlässt. Was ruft das Bild hervor? Das ist die entscheidende Frage“, sagt der Künstler. Wobei es letztlich seine kraftvolle, unmittelbare Formensprache ist, die zur Reflexion herausfordert – über die Verletzlichkeit der Welt und der Seelen, die sie bevölkern.

Vernissage am 4.10., 19 Uhr, in der Galerie am Gendarmenmarkt, Mohrenstraße 30, Berlin-Mitte. Einführung: Kunsthistorikerin Eva-Maria Schöning (MA), Bochum.