Gerthe.. Ingeborg Hoffmann aus Gerthe hat sich spät einen großen Traum erfüllt und ihren Partykeller in einen Ausstellungsraum für ihre rund 200 Werke umfunktioniert. Dort, wo bis vor einem Jahr noch feiern stattfanden, hängen nun selbst gemalte Bilder. Und diese dürfen besichtigt werden
Es ist nie zu spät, sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Dachte sich wohl auch Ingeborg Hoffmann aus Gerthe. Und verwandelte ihren Keller in ein kleines Atelier. Rund 200 Bilder der 86-jährigen Hobbymalerin hängen hier oder stehen schön aufgereiht an der Wand. Für alle ist halt kein Platz.
Hübsch und gemütlich ist es. Nicht allein wegen der Kunstwerke. Kekse stehen auf dem Tisch, Kerzen beleuchten die Sitzecke und auf Ingeborg Hoffmanns Arbeitstisch sieht es nach geschäftigen Treiben aus. Vorher war hier ein Partykeller. Aber nach dem Starkregen im Juni letzten Jahres war dieser vollkommen verwüstet. „Da habe ich mir gedacht: ,Jetzt mache ich es mir schön’“, sagt Ingeborg Hoffmann.
Wann immer es geht, greift die Gertherin zum Pinsel und malt. Zum Zeitvertreib. „Ich muss ja was zu tun haben.“ Aber auch aus gesundheitlichen Gründen. „Ich habe schwere Depressionen und kann sonst nicht viel machen“, sagt Ingeborg Hoffmann. „Da bin ich froh, meine Malerei zu haben. Sie gibt mir sehr viel.“
Ihr großes Vorbild: Rembrandt
Ingeborg Hoffmann malt in Öl, in Aquarell und auch mit Kreide. Zu sehen sind auf ihren Werken viele Tiermotive, Landschaften, Porträts oder Blumen, aber es gibt auch Bilder, in denen eine gute Portion Gesellschaftskritik mit eingeflossen ist. „Wenn mich etwas beschäftigt, verarbeitete ich es oft zu einem Gemälde“, sagt Ingeborg Hoffmann und zeigt auf ein Bild, auf dem zwei Hände zu sehen sind. Die eine ragt aus dem Wasser, die andere nähert sich ihr zu Hilfe. „Damit will ich ausdrücken, dass mehr für Menschen getan werden muss, die verzweifelt versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen“, erklärt die Hobbykünstlerin. „Es wird leider vergessen, dass es früher auch viele Deutsche gab, die Flüchtlinge waren.“
Ingeborg Hoffmann hat den Krieg als junge Frau miterlebt. „Damals konnte man kaum etwas kaufen, auch keine Geschenke. Also habe ich gemalt. Meiner Mutter gefiel das gar nicht“, schmunzelt die Rentnerin. „Ein Kriegskamerad meines Vaters war Kunstmaler. Er sagte: ,Die hat Talent und müsste ausgebildet werden’“.
Doch dazu kam es nicht. „Ich habe nie einen Kurs belegt und mir alles selbst beigebracht“, sagt Ingeborg Hoffmann. Höchstens abgeguckt hat sie sich etwas. Zum Beispiel bei ihrem großen Vorbild, dem niederländischen Maler Rembrandt. „Diese wunderbaren Farbtöne, das Präzise. Ich wünschte, ich könnte so malen.“ Nun, vielleicht ist Ingeborg Hoffmann nicht ganz so gut wie Rembrandt, eine paar ihrer Werke hat sie aber schon verkauft. „Viele Bilder verschenke ich aber auch. Die Nachbarschaft“, lacht sie, „ist schon versorgt.“