Bochum. Der koreanische Künstler Kang Kyoung-Koo stellt in der Melanchthonkirche die Ausstellung „Stillestehen in der Bewegung“ vor. Gemalt hat er lange in Bochum. Seine Bilder bleiben unabgeschlossen und reflektieren den stetigen Malprozess.

Schon der Ausstellungstitel klingt paradox: „Stillestehen in der Bewegung“. Doch der philosophische und kunsttheoretische Hintergrund des koreanischen Malers Kang Kyoung-Koo atmet den ambivalenten Geist der fernöstlichen Weisheit. Für ihn hat Malerei mit Tanz zu tun, besitzt ein prozessuales Moment und hat zudem etwas prinzipiell unabgeschlossenes. Wenn am Mittwoch (17.9., 19.30 Uhr) seine Ausstellung in der Melanchthonkirche eröffnet, wird während der Vernissage auf den Bildern kalligrafisch weitergearbeitet. Doch das Gesamtkonzept setzt der 1965 geborene Künstler schon lange um. Seit einigen Wochen schon arbeitet er in Bochum, in einem ehemaligen Kindergarten in der Antoniusstraße.

Er wurde im Rahmen des Korea-Schwerpunkts des Programms der Evangelischen Stadtakademie eingeladen. Bilder des Altarraums der Kirche an der Königsalllee ließ er sich nach Korea schicken, wo er das Ensemble von Werken für seine Bochumer Schau bereits entwarf. Ein ganzes Jahr brauche er als Vorbereitung für einen Ausstellung erzählt der Künstler, der während des Gesprächs immer wieder Details verändert an die überall in den Räumen verstreuten Bilder.

Letzte Hand im temporären Atelier angelegt

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Letzte Hand legt er nun in seinem temporären Atelier an, strichelt und pinseltan auf dem Boden liegenden Gemälden, die durchaus an traditionelle fernöstliche Malschulen gemahnen, diese jedoch durch und durch modern interpretieren. Als besonderes Malmaterial nutzt Kyoung-Koo ein selbst in Korea hergestelltes Marmorsandmehl, das per Paket den Weg nach Bochum fand. Viele Schichten trägt der Koreaner nach und nach auf, Farben verschwinden, Flächen entstehen, scharfe wundartige Schnitte manchmal, früherer Farbauftrag bleibt als Schlierenspur sichtbar, Landschaften gleich scheinen Strukturen auf. Was davon letztlich in der Ausstellung zu sehen sein wird, ist vor allem dem Malprozess hier in den drei Räumen geschuldet sein. Ob das etwas mit Bochum zu tun hat? Der Maler meint schon, auch in Bochum gebe es diese Momente des Neuen und des Verschwindenden. „Alte Industrie etwa und viele neue Formen“. Gleichwohl speise sich seine Kunst eher aus den Spuren seiner Kindheitserinnerungen, aus den Mustern von Ziegeldächern und Rapsfeldern etwa.