Bochum. Die Hochschule hat einen neuen Lehrstuhl Reservoir Engineering und Gesteinsphysik und dafür einen neuen Professor. Anfang September ist Erik H. Saenger nach Bochum gewechselt. Er unterstützt das Team des Internationalen Geothermiezentrums. Finanziert wird das durch die Stadtwerke mit 500.000 Euro.
Die Hochschule Bochum hat einen neuen Professor für Reservoir Engineering und Gesteinsphysik. Anfang September ist Erik H. Saenger von der ETH Zürich nach Bochum gewechselt. Er unterstützt dort das Team des Internationalen Geothermiezentrums (GZB) an der Hochschule. Ermöglicht wurde der neu ins Leben gerufene Lehrstuhl durch die Unterstützung der Stadtwerke, die den Stiftungslehrstuhl fünf Jahre mit einem jährlichen Betrag von 100.000 Euro finanzieren.
Nach dem Studium der Physik und anschließender Promotion in Karlsruhe und Berlin hat Saenger mehr als zehn Jahre an der FU Berlin und der ETH Zürich an verschiedenen Forschungsprojekten mitgewirkt. Zuletzt war er in Zürich Sprecher der gesteinsphysikalischen Forschungsgruppe der ETH.
Wie sind die Gegebenheiten in großen Tiefen?
Reservoir Engineering – der Titel seines neuen Lehrstuhles in Bochum – bedeutet, sich mit der Erkundung, der Beschreibung und der Erschließung tiefer geothermischer Vorkommen zu beschäftigen. Oder anders gesagt: Wie sind die Gegebenheiten in großen Tiefen und wie lassen sich diese nutzen und nutzbar machen, um Wärme aus dem Untergrund zu gewinnen. Die besondere Herausforderung dabei ist, Verfahren zu entwickeln und zu verfeinern, mit denen man über die Verhältnisse in großen Tiefen (4000 Meter Tiefe und mehr) von über Tage verlässliche Aussagen treffen kann.
Dem Reservoir Engineering kommt innerhalb der Geothermie eine bedeutende Aufgabe zu, wenn Geothermie kurz- und mittelfristig verstärkt auch im Kraftwerksmaßstab genutzt werden soll. Die grundlastfähige Energieform ist ein bedeutender Baustein, um die Energiewende – insbesondere im Wärmemarkt – zu bewältigen. Sie kann dazu beitragen, das bestehende große Fernwärmenetze zukünftig statt mit fossilen Energieträgern klimafreundlich betrieben werden.
Ökobilanz verbessern
„Den Stadtwerken geht es darum, die Präsenz der Geothermie im deutschen und internationalen Markt zu verbessern und die dazu nötige Ingenieurausbildung am Standort Bochum voranzutreiben“, sagt Dietmar Spohn, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke. „Wir erhoffen uns von den Forschungsaktivitäten Unterstützung bei unserem Vorhaben, eines Tages die gewonnene geothermische Energie in unsere Netze einspeisen zu können. Auf diese Weise können wir die Ökobilanz unserer Wärmeerzeugung weiter verbessern.“
Wärmebedarf lässt sich klimaschonend decken
Bereits zum zehnten Mal haben das Internationale Geothermiezentrum mit dem Netzwerk Geothermie der Energieagentur.NRW die NRW-Geothermiekonferenz im Jahrhunderthaus erfolgreich durchgeführt. 150 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik diskutierten neue Entwicklungen der Geothermie in NRW.
Auch die Landesregierung setzt auf Geothermie. Staatssekretär Peter Knitsch (Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz) stellte erste Ergebnisse einer Studie vor, die die Potenziale der Geothermie in NRW erhebt. 50 Prozent des Wärmebedarfes ließen sich allein durch oberflächennahe Geothermie in Tiefen bis 100 Meter klimaschonend decken, so Kernaussage der Studie.
Projekte aus den Niederlanden oder auch aus Bayern zeigen, dass tiefe geothermische Ressourcen in mehreren 1000 Meter Tiefe das Potenzial haben, ganze Kommunen oder Regionen mit Wärme zu versorgen.