Bochum. Am Internationalen Geothermiezentrum an der Hochschule Bochum wird wissenschaftlich gebohrt. Die Bürger sind am 28. März zum “Tag der Bohrung“ eingeladen. Kleine und dünne Löcher stellen kein Risiko dar, sagen die Forscher.

Wenn es beim Nachbarn etwas Neues gibt, werden immer alle so neugierig. Was ist da los? Dauert das lange? Wird das laut? Um umfassend Antwort zu geben, laden die Nachbarn am besten gleich alle Anwohner ein. Rolf Bracke zumindest macht das so. Er ist der Leiter des Internationalen Geothermiezentrums an der Hochschule Bochum. Er lädt alle Bochumer ein zum „Tag der Bohrung“ (Freitag, 28. März).

Seit 2011 und noch bis 2015 ist in Bochum der Sitz des Weltverbandes der Geothermie. Schon deshalb gibt es internationale Verbindungen. Sie werden dieser Tage intensiver werden. Am Geothermiezentrum wird mit einem wissenschaftlichen Bohrprogramm auf dem Campus begonnen. Beim „Tag der Bohrung“ mit Vorträgen und Führungen geht es um Möglichkeiten aber auch Risiken der Nutzung der Erdwärme und damit der erneuerbaren Energien.

"Den Untergrund besser verstehen"

„Wir wollen eine breit angelegte Info-Plattform bieten“, sagt Bracke, der vermeiden möchte, dass die Gedanken der Menschen in falsche Richtungen laufen, weil sie schlecht informiert sind. Deswegen öffnet er an seinem Institut die Türen, sorgt für Erklärungen und Einsichten. „Erdwärme ist möglicherweise die Antwort auf die Frage, welche Energien man nutzen kann, wenn die Kohlekraftwerke irgendwann vom Netz gehen. Die Bürgerinnen und Bürger können sich vor Ort ein Bild von der Technik machen, werden auch eine Art Bohrmaschinen-Führerschein machen können und können erfahren, welche Erschütterungen sie selber verursachen.“

Vorab aber sagt er bereits: „Die Risiken sind bei unserer Art des Bohrens nichts besonders groß. Es geht um kleine, dünne Löcher. Die Bohröffnungen sieht man später fast gar nicht mehr. Es geht uns zunächst eben darum, den Untergrund besser zu verstehen. Welche Schichten gibt es, wie tief sind sie?“

Experimente von internationalen Wissenschaftlern

Die erste Bohrung wird 500 Meter in die Tiefe gehen. „Sie ist die erste verschiedener Bohrungen“, sagt Bracke, „die mittelfristig auf unserem Bohrplatz von den Forscherinnen und Forschern der Hochschule errichtet werden. Übergeordnetes Ziel ist es Bohrverfahren und Erschließungstechniken zu entwickeln, zu optimieren und unter realen Bedingungen zu testen. Wir wollen die Nutzung der Erdwärme für eine erneuerbare und ressourcenfreundliche Energieversorgung forcieren. Wir wollen aber einfach auch wissen, wie der Boden unter uns aussieht.“

Das erste Bohrloch wird nicht der Gewinnung von Erdwärme dienen. „Es wird genutzt“, sagt Bracke, „um nationalen und internationalen Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben, Experimente in einer echten Bohrlochumgebung durchzuführen.“ Eine Gruppe aus Italien war bereits da. Folgen werden demnächst Gruppen aus Chile und Kanada. Brake: „Das Bohrloch kann aber auch für Ausbildungs- und Forschungsarbeiten der Studierenden und Doktoranden genützt werden.“