Bochum. . Zehn Austauschschüler aus Südamerika bereiten sich mit der Organisation „Youth for Understanding“ auf ein Jahr Deutschland vor. Einer von ihnen ist Federico Riveros. Er bleibt in Bochum und wird ein Jahr lang das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium besuchen.

Flügge werden. Das ist auch so Begriff, den kaum noch einer benutzt. Dabei beschreibt er doch ziemlich genau den Umstand, die Entwicklung, den Prozess, wenn junge Menschen ihr Elternhaus verlassen, hinaus in die Welt ziehen, auf eigenen Beinen stehen – wollen, sollen, können. So wie Federico Riveros.

Der 15-Jährige kommt aus Paraguay und ist aktuell einer von insgesamt zehn Heranwachsenden aus Südamerika, die sich in Bochum mit Hilfe der gemeinnützigen Austausch-Organisation „Youth for Understanding“ auf ein Jahr in Deutschland vorbereiten.

Ein Jahr am Gymnasium

Riveros wird sogar in Bochum bleiben, wird ab der nächsten Woche und für ein Schuljahr das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium besuchen. Zurzeit lernt er deutsch und vor allem seine Mit-Austausch-Schüler kennen. Sie kommen so wie er aus Südamerika. „Wir haben in diesem Kurs Schülerinnen und Schüler aus Mexiko, Chile und Paraguay“, sagt Jon Nielsen, der Orientierungslehrer. Er ist im „normalen“ Leben Student, war mit „Youth for Understanding“ in Nicaragua, bekam dort vor Ort Sprachunterricht. Nun gibt er etwas zurück, hilft seinerseits. Er spricht fließend spanisch und bringt den Schüler deutsch bei. Vier Stunden täglich stehen auf dem Stundenplan. „Das ist schon ein Intensivkurs“, sagt Nielsen. „Dazu kommt, dass wir ihnen vermitteln wollen, wie man sich in einer neuen Kultur, also an dieser Stelle in Deutschland verhält. Sie lernen auch praktische Dinge, wie Fahrplan lesen und sich in einer fremden Stadt zurechtfinden.“

Bei Federico Riveros werden das auch seine Gasteltern und deren Kinder übernehmen. Sie werden ihm auch den Alltag einer deutschen Familie zeigen. Wie selbstverständlich spricht er jetzt schon von seinen „two younger brothers“, zwei jüngeren Brüdern, die seine Familie ab sofort, mindestens für ein Jahr und wohl auch darüber hinaus, bereichern werden. In Paraguay hat er eine jüngere Schwester.

Nicht vor Augen, nicht im Sinn

Das Planetarium in Bochum hat er ebenso schon gesehen, wie das Bergbaumuseum, natürlich den Hauptbahnhof. Am Stadion des VfL ist er schon gewesen, in das Stadion der Borussia aus Dortmund würde er gerne noch gehen. Weitere Sehenswürdigkeiten Bochums und der Region sollen natürlich noch folgen. Er versteht schon recht viel, wenn man mit ihm auf deutsch spricht. Dass selber sprechen ist noch ausbaufähig.

Seine Schwester und seine Eltern wird er in den nächsten Tagen Monaten allerdings kaum noch sehen. Auch nicht über das Internet oder Skype. Das ist eine bewusste Entscheidung. Sie ist keine Vorgabe der Organisation, eher ein Hinweis an die Austauschschüler, um ihnen die Trennung leichter, beziehungsweise nicht noch schwerer zu machen.

Nicht vor Augen, nicht im Sinn meint das, das Heimweh nicht befeuern. Denn es sei schon ein harter Schritt für ihn gewesen, diesen Weg ins Ausland zu gehen, sagt Riveros. „Aber ich werde das schaffen.“ So wird man flügge.