Bochum. Mit John van Düffels Adaption der antiken Tragödie „Orest“ wird die neue Spielzeit im Prinz Regent Theater am 17. September eröffnet. Es ist die letzte Saison der langjährigen Theaterchefin Sibylle Broll-Pape, die im Sommer 2015 als Intendantin ans E.T.A.-Hoffmann-Theater nach Bamberg wechseln wird.
Den bekanntesten Muttermord der Theatergeschichte begeht der Atridensohn Orest, angestachelt von seiner Schwester Elektra. Wieder und wieder ist das Drama aus dem klassischen Griechenland erzählt worden. Nun hat der Theaterautor John von Düffel (*1966) den Atriden-Mythos neu gefasst. „Darin entdeckt man plötzlich eine psychologisch ausgefeilte Familien- und Polittragödie, die erstaunlich heutig anmutet“, sagt Sibylle Broll-Pape, die mit „Orest“ die neue Spielzeit im Prinz Regent Theater am 17. September eröffnet. Es ist die letzte Saison der langjährigen Theaterchefin, die 2015 als Intendantin ans E.T.A.-Hoffmann-Theater nach Bamberg wechseln wird .
Leid wird mit Leid beglichen
Sieben Jahre hat Elektra auf ihren Bruder Orest gewartet. Jetzt ist er nach Mykene zurückgekehrt, und die Schwester bestürmt ihn, den Tod des Vaters Agamemnon zu rächen und die Mutter Klytaimnestra und deren Liebhaber, den neuen König Aigisthos, zu erschlagen. Orest, zum Mörder an der eigenen Mutter geworden, kann jedoch nach dem Umsturz die Macht nicht behaupten. Das Volk klagt ihn des Mordes an, Elektra und er werden zum Tode verurteilt.
Tod wird mit Tod gerächt
Van Düffels „Orest“ basiert auf drei antiken Tragödien, jener des Aischylos („Orestie“) und Euripides („Orestes“) sowie auf Sophokles’ „Elektra“, die sämtlich das zentrale Thema ausbreiten: Orest und Elektra, die in Argos eine Art Ordnung wiederherstellen, indem sie den Vatermord rächen. Dabei drängt sich natürlich die Frage auf, wie „gerecht“ eine Vergeltung nach dem Motto „Mord um Mord“ sein kann, wenn nach dem Prinzip der Selbstjustiz Leid nur mit Leid beglichen, Tod durch Tod gerächt wird.
Viel gefragter Theaterautor
John van Düffel ist ein gefragter, auch ein findiger Handwerker des Theaters, der abonniert scheint auf zeitgeistig-stimmige, komprimierte Adaptionen von ausufernden Stoffen. So hatte er etwa Thomas Manns opus magnum „Buddenbrooks“ dramatisiert; inszeniert ebenfalls von Broll-Pape hatte das Stück um den Niedergang der Lübecker Kaufmannsfamilie im Herbst 2011 im PRT Premiere und lief dann mit anhaltendem Publikumserfolg.
Fünf Schauspieler auf der Bühne
Nun liegt mit „Orest“ (verfasst 2013) van Düffels zeitgemäße, manche sagen: smarte Best-of-Zusammenstellung des Antike-Klassikers aus Blutrausch, Sexgier und allgemeinem Herrscherirrsinn vor. Zwei jungen, sehr bösen Geschwistern wird der geneigte Zuschauer bei ihrem Mordhandwerk zusehen. Man darf gespannt sein.
Es spielen Alexander Ritter als Orest, Magdalena Helmig als Elektra, Hella-Birgit Mascus als Klytaimnestra/Helena, Stephan Ullrich als Aigisthos/Menelaos und Sandra Pohl als Chrysotemis/Hermione.
Die Proben laufen, zwei Wochen bleiben für den Feinschliff der Einrichtung, die am 17. September, 19.30 Uhr, erstmals gezeigt wird. Karten 0234/77 11 17.