Bochum. . Im ausverkauften Prinz Regent Theater feierte die kurzweilige Musiktheaterproduktion „Peter und der Wolf/Max und Moritz“ Premiere. Die Schauspieler Anna Döing, Helge Salnikau und Stephan Ullrich schlüpfen flink in alle Rollen und die Bochumer Symphoniker sorgen gut aufgelegt für echten Hörgenuss.
Die künstlerische Kooperation des Prinz Regent Theaters mit den Bochumer Symphonikern gehört mit zum Ertragreichsten, was die BO-Kultur zu bieten hat. Das lässt sich auch von der diesjährigen Gemeinschaftsproduktion sagen, die am Samstag im PRT umjubelte Premiere feierte.
Geboten werden Sergej Prokofieffs Klassiker „Peter und der Wolf“ sowie Gisbert Näthers Orchesterstück „Max und Moritz“ – nicht als Stoff für Kinder aufbereitet, vielmehr augenzwinkernd als geistvolles Amüsement für Erwachsene locker aus dem Theater- Handgelenk heraus serviert.
Herbstblätter hängen an der Wäscheleine
Regisseurin Sibylle Broll-Pape hat den Musiktheater-Doppelpack auf einer wie aus „Alice im Wunderland“ erträumten Bühne in Szene gesetzt: ein Märchenbaum, ein ausgestopftes Füchslein und große, bunte Herbstblätter, aufgehängt an Wäscheleinen, ziehen die Blicke auf sich. Dem knappen Platz geschuldet (die Musiker agieren auf der Bühne), verlagert sich das Spielgeschehen immer wieder in die Vertikale. Gerüste und Laufgänge sorgen dafür, dass die drei Schauspieler nicht einrosten. Ein dickes Federbett wird zum Ausgangspunkt des märchenhaften Geschehens. Am Anfang entsteigt Peter, der Erzähler, der Bettstatt. Später dient es Max & Moritz als Lager und dem armen, von Maikäfern gepiesackten Onkel Fritz als ungemütliche Schlummerstätte.
Alle in allen Rollen
Das darstellerische Motto lautet „alle in allen Rollen“: Anna Döing, Helge Salnikau und Stephan Ullrich sind Peter, das Vögelchen und die Katze im Prokoffief-Teil, später sind sie Max und Moritz, Schneider Böck und Bauer Mecke in den Wilhelm-Busch-Szenen. Alle drei schlagen aus ihrem flotten Rollenwechsel komödiantische Funken, wobei gerade Anna Döing als dicke, fette Ente, Helge Salnikau als bräsige Witwe Bolte, die Hände zur Merkel-Raute geformt, und Stephan Ullrich als spießbürgerlicher Lehrer Lämpel für Lacher sorgen.
Mit Schwung und Esprit
Überhaupt wird viel gelacht in dieser kurzweiligen Aufführung, die sich Peters Emanzipation vom bösen Wolf ebenso launig nähert wie Max & Moritz und ihren Opfern. Das Ganze hat Schwung und Esprit, auch wenn die tollkühne Präsenz der Mimen die Musik fast schon wie Beiwerk wirken lässt.
Dabei ist die Aufführung auch musikalisch erste Sahne. Prokoffiefs großes Orchesterstück wird als komprimiertes Arrangement für Bläsersextett geboten, was der oft gehörten Musik durchaus neue Nuancen abringt. Näthers von der Barockmusik bis zum Jazz gespeister Leitmotiv-Mix in der Lausbubengeschichte setzt ein 14-köpfiges Kammerorchester - mit effektvollem Schlagwerk-Einsatz! - um, wobei der künstlerische Leiter Svetoslav Borisov jederzeit alles im Griff hat. Ein souveräner Abend!