Bochum. Anna-Katharina Müller war die erste Teilnehmerin der RUB am Austauschprojekt „easy Go, easy Come“, das von der Initiative „for fair education“ organisiert wird. Ihre Erfahrung: „Kinder sind überall auf der Welt gleich. Man singt mit ihnen, man tanzt mit ihnen.“
Viele deutsche Lehrer klagen darüber, dass ein Großteil ihrer täglichen Arbeit die Motivation ihrer Schülerinnen und Schüler ausmacht. Anna-Katharina Müller hat mit „ihren“ Schülern andere Erfahrungen gemacht. Sie aber hat sie auch nicht in Deutschland, sondern in Afrika und Thailand gemacht.
„Afrikanische Kinder haben Bock auf die Schule“, sagt die 25-jährige, angehende Referendarin. „In Thailand ist es sogar so, dass die Kinder den Gedanken haben, dass sie etwas im Leben erreichen können, wenn sie zur Schule gehen.“ Ansonsten sagt Müller: „Kinder sind überall auf der Welt gleich. Man singt mit ihnen, man tanzt mit ihnen.“
Austauschprojekt „easy Go, easy Come"
Genau das wollte sie in Erfahrung bringen. Der Gedanke ins Ausland zu gehen, begleitete sie während ihres Studiums an der Ruhr-Universität. Deutsch und Religion für die Sekundarstufe II hat sie studiert. „Dass es dann relativ schnell ging, war eher zufällig“, sagt Müller. „Ich war in Münster auf einer Party. Da bin ich mit einer anderen Studentin ins Gespräch gekommen. Sie hat gesagt, dass sie im Sommer nach Afrika fliegt. Da bin ich dann mitgeflogen.“
Chance für angehende und praktizierende Lehrer
Die Initiative „for fair education“ wurde 2008 in Münster gegründet.
Mit ihrem Projekt „easy Go, easy Come“ gibt sie angehenden und praktizierenden Lehrern die Chance, interkulturelle Erfahrungen in einem strukturschwachen Land zu sammeln und vor Ort wichtige Entwicklungshilfe zu leisten.
Im Gegenzug können auch die Lehrer aus den Gastländern nach Deutschland kommen und im Unterricht neue Eindrücke sammeln. Weitere Informationen: http://www.for-fair-education.org.
Natürlich ging das nicht einfach so. Sie war dann schließlich die erste Teilnehmerin der RUB bei dem Austauschprojekt „easy Go, easy Come“, das von der Initiative „for fair education“ aus Münster organisiert wird. „Ich musste mich noch impfen lassen, habe einen Kisuahelikurs besucht“ – dann ging es hinein ins Ungewisse und fast direkt in die Verantwortung. Ein Umstand, den sie so in Deutschland kaum erlebt hätte.
„In der Schule in Afrika im Busch war alles organisiert. Wir sollten zunächst den Unterricht der einheimischen Lehrer beobachten, damit wir ihnen Wertschätzung vermitteln. Aber auch um zu verhindern, dass sie einfach nach Hause gehen und alles uns Gastlehrern überlassen. Wegen eines landesweiten Streiks war in der zweiten Woche kein Lehrer mehr in der Schule. Ab da haben wir die Schüler dann alleine unterrichtet. Wichtig war es uns vor allem, ihnen die Hilfe zur Selbsthilfe beizubringen. Das ist die Grundvoraussetzung für die zukünftige Entwicklung im Land.“
Deutsche Kinder haben Stifte
Für ihre persönliche Entwicklung hat sie vor allem mitgenommen, „spontan arbeiten zu können. In Deutschland ist alle durchorganisiert, da ist alles da, alle Unterrichtsmaterialien. Die deutschen Kinder haben einen vollen Tornister und jede Menge Stifte im Etui. In Afrika hat nicht jedes Kind einen Stift, man hat keinen Kopierer. Da musste man wesentlich genauer planen, weil so wenig da ist.“
Im November beginnt sie mit ihrem Referendariat. Nicht irgendwo in Afrika, „sondern irgendwo in Dortmund“. 18 Monate wird ihre abschließende Ausbildung dauern. Danach könnte sie es sich durchaus vorstellen, wieder im Ausland zu arbeiten: „Aber nicht wieder in einem Entwicklungsland, sondern an einer Deutsche Schule.“