Bochum. . Das „Bochumer Modell“ wird zum Exportschlager. Die Zusammenarbeit von Universität und Krankenhäusern soll auf die Region rund um Bielefeld ausgeweitet werden. Die Auswahl der Kliniken für die jungen Medizinstudenten läuft. Die Kinderklinik Bethel setzt auf Prof. Eckard Hamelmann, der Bochum verlässt.

Der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) rund um Bielefeld droht in den nächsten Jahren ein gravierender Mangel an Allgemeinmedizinern. Mit einem Rezept aus Bochum will die rot-grüne Landesregierung den Missstand nun beseitigen. Die Ruhr-Universität Bochum (RUB) wird dazu ihre Medizinische Fakultät erweitern und Kliniken aus OWL in das so genannte „Bochumer Modell“ integrieren. Das Verfahren zur Auswahl der Krankenhäuser, die den Status einer Uniklinik und Gelder für Forschung und Lehre erhalten werden, läuft.

Das Bochumer Modell sei „ein Erfolgsmodell“, sagt Rhena Beckmann-Fuchs, Leitende Verwaltungsdirektorin der RUB. Das gelte sowohl für die Dauer der Studienzeiten als auch für den „Output an Forschungsergebnissen“.

RUB hofft auf "Klebeffekt"

Ausschlaggebend für die seit Ende der 1970er Jahre praktizierte Kooperation von Krankenhäusern und Universität – aktuell arbeiten sechs Kliniken mit der RUB zusammen – ist aber natürlich die Kosteneffizienz für den Landeshaushalt. Auch die Entscheidung, Mediziner für OWL an der RUB auszubilden, fiel vor diesem Hintergrund: Das Land erteilte dem Wunsch zum Aufbau einer Medizinischen Fakultät in Bielefeld eine klare Absage.

60 Medizinstudenten sollen nun ab dem Wintersemester 2016/17 in Krankenhäusern der Region OWL ausgebildet werden. Die Grundausbildung erfolgt zuvor in Bochum. „Wir setzen auf den Klebeffekt“, sagt Rhena Beckmann-Fuchs. Im Klartext: Die Hoffnung ist groß, dass sich die jungen Mediziner nach ihrer klinischen Ausbildung in OWL auch dort niederlassen und den Mangel an Ärzten erst mildern, später beseitigen.

"Anerkennung unserer Leistungsfähigkeit"

Die RUB hat 42 Träger von Krankenhäusern angeschrieben und auf die Kooperation aufmerksam gemacht. „Maximal drei Träger mit vier Betriebsstätten“ sollen ausgesucht und dem Uniklinikum Bochum angegliedert werden.

„Der Wunsch des Ministeriums, das Bochumer Modell nach OWL auszuweiten, ist eine Anerkennung unserer Leistungsfähigkeit und belegt unseren Erfolg. Dieser beruht auf der guten Mediziner-Ausbildung und unseren Forschungsaktivitäten in Bochum“, freut sich Prof. Dr. Klaus Überla, Dekan der Medizinischen Fakultät Bochum, in einem Infobrief des Fördervereins der Bochumer Medizin. Für die Umsetzung der Kooperation stehen Überla zufolge sechs Millionen Euro vom Land zur Verfügung.

Angesehener Professor geht nach Bielefeld

Krankenhäuser, die sich der Uniklinik Bochum anschließen wollen, müssen zahlreiche Kriterien erfüllen. Unter anderem müssen sie nachweisen, dass sie in der Lage sind, Studenten in den 13 Pflichtfächern des klinisch-praktischen Bereiches auszubilden.

Das Bochumer Modell in Zahlen

Zum Universitätsklinikum der RUB gehören aktuell sechs Partner: das Knappschaftskrankenhaus Langendreer, das Marienhospital Herne, das Katholische Klinikum Bochum mit dem St.-Josef-Hospital und den Abteilungen Frauenheilkunde und HNO am St.-Elisabeth-Hospital, die Kliniken des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Bochum und Hamm, das Bergmannsheil und das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen.

Mehrere Tausend Mitarbeiter sind im UK RUB für rund 400.000 Patienten pro Jahr im Einsatz. Die Bettenzahl liegt bei 3400.

Pro Jahr nehmen rund 300 Studierende das Medizinstudium an der RUB auf. Im klinisch-praktischen Teil befinden sich gleichzeitig ca. 500 Studenten in den Kliniken des Verbundes. Ferner bildet das UK RUB jährlich im Schnitt zwischen 210 und 230 Studenten im Praktischen Jahr aus.

Während das Bewerbungsverfahren für die Kliniken noch bis zum 1. September läuft, verpflichtete die Kinderklinik Bethel bereits einen angesehenen Professor aus Bochum: Dr. Eckard Hamelmann wird die Bochumer Kinderklinik Ende des Monats in Richtung Bielefeld verlassen. Dort will er nach eigenen Worten „eine universitäre Anbindung anstreben“.