Bochum.

Nach der Spendenaffäre 2012 um den Atriumtalk gehen die Stadtwerke neue Wege. Bundesweit stand das Unternehmen damals im Kreuzfeuer der Kritik. Der Aufsichtsrat erkannte und entschied: Das Sponsoring muss völlig neu aufgestellt werden; die Bürger müssen bei der Verteilung der jährlich eine Million Euro mitbestimmen können.

Von Schülerzeitung bis Turnzentrum

Vor einem Jahr startete die Herz-Kampagne. Bochumer Vereine, Institutionen und Organisationen können sich zweimal im Jahr im Internet um Fördergelder bewerben. Auf www.stadtwerke-bochum.de stellen sie ihre Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur, Soziales und Sport mit Bildern und Texten vor.

Es gibt zwei Kategorien:
– Bürgerprojekte werden mit 2500 bis 15.000 Euro unterstützt – im letzten Jahr zum Beispiel die „Kiddy News“, die Schülerzeitung der Von-Waldthausen-Schule.
– Für längerfristige Zukunftsprojekte gibt es Fördergelder ab 25.000 Euro – 2013 etwa für die Fortentwicklung des Turnzentrums Bochum an der Harpener Heide.

Über die Bürgerprojekte entscheiden die Bürger. Im Frühjahr und Herbst sind jeweils
260.000 Euro zu vergeben. Im Internet wird darüber abgestimmt, welche Bürgerprojekte gefördert werden sollen. Jeder Teilnehmer hat fünf Stimmen (die hier „Herzen“ heißen). Stadtwerke-Kunden verfügen über zehn Stimmen. Je größer die Zustimmung, desto größer die Chance, an einen Zuschuss zu gelangen. Neu: Ein unabhängiger Sponsoring-Beirat bedenkt Bürgerprojekte, die beim Voting nicht zum Zuge kamen, jährlich mit
180.000 Euro.

Für die Zukunftsprojekte stellen die Stadtwerke in diesem Jahr 300.000 Euro bereit. Die Vergabe nimmt allein der Aufsichtsrat vor.

Die Stadtwerke bewerten ihr neues Sponsoring-Verfahren als Erfolgsmodell. „Seit dem vergangenen Jahr haben wir 84 Bürger- und Zukunftsprojekte unterstützt, die die Stadt bunter machen. Über 340 000 Herzen wurden vergeben“, würdigt Geschäftsführer Bernd Wilmert: „Bürgerschaftliches Engagement ist die Grundlage einer Gesellschaft.“