Bochum. An der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Bochum gibt es ab dem neuen Schuljahr eine andere Unterrichts-Taktung. Das soll vor allem Ruhe in den Schulalltag bringen und darüber hinaus mehr Zeit für Projekte und Gruppenunterricht. Andere Schulen gönnen ihren Schülern sogar noch mehr Zeit.

Generationen von Schülerinnen und Schülern sind im 45-Minuten-Takt durch ihre Schulzeit gelaufen. „Effektiv lernen kann man damit heutzutage aber nicht mehr“, sagt Christiane Kampelmann, Schulleiterin der Heinrich-Böll-Gesamtschule. Dort wird ab dem neuen Schuljahr auf einen 60-Minuten-Takt umgestellt.

Diese Umstellung war einer ihrer Pläne, als sie vor eineinhalb Jahren die Schuleiterinnenstelle übernahm. „Nun stellen wir um“, sagt sie und erinnert sich genau an die vielen Diskussionen, Informationsabende und auch die skeptischen Worte in der Schulkonferenz. Dort, wo Schüler, Eltern und Lehrer gleichberechtigt miteinander reden, fiel dann doch die Entscheidung zur Umstellung. „Wir haben lange daraufhin gearbeitet“, sagt Kampelmann. „Jetzt machen wir das zunächst einmal für zwei Jahre.“ Für sie ist es eine unumgängliche Entscheidung.

„Effektives Lernen funktioniert nicht im Frontalunterricht, den viele Generationen erlebt haben. Die Lehrer mussten sich umstellen. Sie müssen den Unterricht nun anders vorbereiten. Sechzig Minuten bringen längere Lernzeiten. Die sind aber auch nötig, wenn wir mit schüleraktivierenden Unterrichtsmethoden arbeiten oder Gruppenunterricht durchgeführt wird. Nun haben wir auch die Zeit, Unterrichtsprojekte am Ende der Stunde vorzustellen. Dazu kommt, dass die Schüler am Tag ein Fach weniger haben und somit auch weniger Unterrichtsmaterial mitbringen müssen. An den Eckzeiten, also Schulbeginn und Schulende ändert sich nichts.“

Schulen brauchen keine Erlaubnis aus Arnsberg

Die Goethe-Schule geht noch viele Minuten weiter. Dort wird nach einer einjährigen Erprobungsphase nun schon im vierten Jahr jedes Fach nur noch in Doppelstunden unterrichtet.

Schulen brauchen zur Umstellung der Unterrichtszeit keine Erlaubnis der Bezirksregierung. „Das ist problemlos möglich“, sagt Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung. „Die Schulkonferenz kann das beschließen.“

Die Erich-Kästner-Gesamtschule packt noch fünf Minuten drauf

Das wird auch an der Erich-Kästner-Schule nicht der Fall sein. Diese Gesamtschule packt sogar – ebenso zunächst versuchsweise für zwei Jahre – noch fünf Minuten drauf. 65 Minuten wird dort nun ab dem neuen Schuljahr eine Unterrichtsstunde dauern. „Es gab bei uns eine große Diskussion darum, ob es 60 oder 65 Minuten werden“, sagt der stellvertretende Schulleiter Dr. Ludger Jonischeit. „Letzten Endes gab den Ausschlag, dass der Stundenplan bei 65 Minuten leichter umzurechnen ist und dass die Oberstufe keinen anderen Stundenbeginn hat.“

Auch an der Erich-Kästner-Schule wurde die Umstellung der Unterrichtstaktung zunächst sehr kontrovers besprochen. „Wichtig aber ist, dass es nicht mehr so viele Wechselzeiten geben wird. Das ist bei der Größe unserer Schule schon ein Faktor“, sagt Jonischeit. „Es wird ruhiger, relaxter zugehen. Das ist für uns als ‘Gesunde Schule’ ein ganz wichtiges Element. Wir hoffen, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, auch werden umsetzen können.“