Bochum.

Sie beschäftigt 25 bis 30 Prozent aller Arbeitnehmer in der Region Bochum, Herne, Witten und Hattingen, dem mittleren Ruhrgebiet. Allein in Bochum geht es um mehr als 30.000 Arbeitsplätze. Sie hat nach ihrer Einschätzung eine „Rückgratstellung“, so der Wittener Unternehmer Christopher Schäfer, und ist Stabilisator der Region. Gewürdigt und vor dem Hintergrund des anstehenden Strukturwandels genügend berücksichtigt fühlt sich die Industrie aber nicht. „Die Wertschätzung entspricht nicht ihrer Wertschöpfung. Das wollen wir ändern“, sagt Wilfried Neuhaus-Galladé, neuer Vorsitzender des im Vorjahr gegründeten Vereins „Zukunft durch Industrie Mittleres Ruhrgebiet“.

Vor allem am Image wollen die 20 Mitglieder – Verbände, Unternehmen und Privatpersonen – feilen. Es geht um ein „besseres Bild von uns in der Region“, sagt Dirk Linnepe, geschäftsführender Gesellschaft der Bochumer Breuer Motoren GmbH, um mehr Akzeptanz in Bevölkerung und Politik. Denn die habe gelitten. Nach einer technikfeindlichen Phase in den 90er Jahren bis 2005 wachse zwar wieder der Anteil von Azubis in technischen Berufen oder von Mint-Studenten (Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Technik).

Notwendiger Imagewandel

Das könne aber nur der Anfang sein. Die Initiative richtet sich darauf ein, einen langen Atem haben zu müssen, um den aus ihrer Sicht notwendigen Imagewandel zu bewirken. Fünf bis zehn Jahre werde das dauern. Helfen sollen dabei noch mehr Mitglieder. Die Akzeptanz bei Unternehmen sei groß, so Christopher Schäfer, der mit seinen Mitstreitern auf eine dreistellige Mitgliederzahl hofft.

Vielfältige Unternehmenslandschaft

Wo Industrie war, sollte auch wieder Industrie hin. Das ist die Haltung von Industrieunternehmen und -verbänden aus der Region. Flächen bereit zu stellen, sei unabdingbar.

Noch zu wenig bekannt ist aus Sicht der Mitglieder der Industrie-Initiative, dass es in der Region zahlreiche innovative und kreative Unternehmen gebe – viele davon in Familienbesitz.

Arbeitsplätze zu schaffen, ist eines der Ziele der Initiative; aber auch den Boden dafür zu bereiten, dass es in Zukunft Entwicklungsmöglichkeiten und Beschäftigte für ihren Wirtschaftszweig gibt. Für die Ausgestaltung ihrer Kampagne wurde die Bochumer Agentur Steuerung B beauftragt. „Ansiedlungspolitik betreiben wir aber nicht“, so Schäfer.

Thyssen-Krupp Steel Europe ist größter Industriearbeitgeber

Wie drängend die Probleme der Industrie und ihrer Branchen sind, ist offenkundig. 3300 Arbeitsplätze gehen mit der Schließung des Opel-Werks Ende des Jahres verloren, womit im übrigen Thyssen-Krupp Steel Europe mit seinen momentan 2700 Beschäftigten zum größten Industriearbeitgeber Bochums avanciert. Ersatz muss her. Und dafür benötigt die „neue“ Industrie Flächen.

Unverhohlen ist die Kritik an der Entscheidung von Land und Opel, auf dem Opel-Gelände DHL anzusiedeln. „Dienstleistung ist ein Irrweg“, sagt Friedrich Wilhelm Wengeler (Hattingen). „Die wenigen geeigneten Industrieflächen sollen für das produzierende Gewerbe vorgehalten werden“, fordert Vereinsvorsitzender Neuhaus-Galladé.