Wattenscheid. Leon Volkeri aus Wattenscheid-Höntrop spielt einfach gerne Detektiv und ist nun ein kleiner Held: Er spürte einen über mehrere Tage verschwundenen Demenzkranken auf und bewahrte ihn so vermutlich vor dem Tod. Der Realschüler scheint den Senior tatsächlich durch Intuition gefunden zu haben.

Die Polizei sagt, er ist ein Held. Seine Freunde sind stolz auf ihn. Und der Sohn des alten Herren hat sich schon bedankt: Ein elfjähriger Junge aus Höntrop hat einem Mann das Leben gerettet, weil er gerne Detektiv spielt und über eine ziemlich gute Spürnase verfügt.

Es ist eine dramatische Geschichte, die sich in den letzten Tagen in Wattenscheid ereignete – aber eine mit Happy End. Sie beginnt Montagmittag. Friedrich L., ein 87-jähriger Rentner aus Höntrop, geht mit seiner Frau spazieren. Doch plötzlich verschwindet der Mann. Zuletzt wurde er in der Siedlung Preins Feld gesehen. Die Polizei leitet eine großangelegte Suchaktion ein. Klar ist: Er kann nicht weit gekommen sein. Der Vermisste ist stark dement, hat weder Geld noch Papiere bei sich, trägt nur seine Hausschlappen. Die Beamten organisieren Hubschrauber und Spürhunde, fahnden öffentlich mit einem Foto nach dem Mann. Doch der Rentner bleibt verschwunden.

"Irgendwie gespürt, dass der Mann da sein könnte"

Knapp 24 Stunden später, es ist Dienstagmittag, schaut Nadine Volkeri (37) aus dem Fenster ihres Höntroper Hauses. Sie sieht einen dröhnenden Polizeihubschrauber am Himmel. „Ich habe mich gefragt, was da wohl los ist“, berichtet Volkeri später. Also schaut sie im Internet nach und stößt auf die Meldung von ihrem vermissten Nachbarn. Sie kennt ihn nicht, doch wohnen sie nicht weit voneinander entfernt. Volkeri erzählt ihrem Sohn Leon von dem spurlos verschwundenen Herren. Der Pestalozzi-Realschüler, der ein Faible fürs Detektivspiel hat, ist sofort Feuer und Flamme. Er will den Mann finden.

11-Jähriger rettet dementem Senioren das Leben

weitere Videos

    Leon kennt Höntrop wohl besser als jeder Erwachsene, weiß um geheime Verstecke in Büschen und Wäldchen. Am späten Nachmittag gegen fünf kommt der Junge mit seiner Mutter vom Einkaufen. Er liegt ihr schon seit Stunden mit dem mysteriösen Vermisstenfall in den Ohren. Als sie an einem Spielplatz am Robenkamp vorbeilaufen, zieht er seine Mama ins Gebüsch. „Ich habe irgendwie gespürt, dass der Mann da sein könnte“, sagt Leon. Nadine Volkeri zögert zunächst, doch ihr Junge krackselt durch Sträucher und Matsch – und entdeckt einen Körper. Es ist Friedrich L.!

    Leon braucht nun ein neues Versteck

    Der alte Herr liegt auf dem Rücken, ist bei Bewusstsein, aber nicht ansprechbar. Die Volkeris rufen sofort die Polizei. Ein Rettungswagen bringt den völlig dehydrierten Mann in ein Krankenhaus. „Inzwischen geht es ihm wieder ganz gut“, sagt Polizeisprecherin Christina Räß. Warum der 87-Jährige dieses Gebüsch am Robenkamp betreten hat, weiß aktuell niemand. Doch wäre Leon ihm nicht zur Hilfe gekommen – es hätte wohl ein böses Ende genommen.

    Nadine Volkeri spricht von einer „Verkettung von Zufällen“. Derweil nimmt Leon die Aufmerksamkeit, die ihm nun zuteil wird, gelassen hin. Nur eines beunruhigt ihn: „Ich brauche ein neues Versteck. Die Stelle im Gebüsch kennt Mama kennt ja jetzt.“