Bochum. Eine 65-jährige Bochumerin ist von Innenminister Ralf Jäger für ihre Zivilcourage geehrt worden. Heidi Krüger (65) hatte zwei Straßenräuber mit ihrem Regenschirm in die Flucht geschlagen, als sie eine 84-jährige Fußgängerin brutal überfielen.

Mutig, selbstlos, tatkräftig und wirkungsvoll: Diese vorbildlichen Qualitäten hatte die 65-jährige Heidi Krüger bei einen abgrundtief feigen Straßenraub auf ein 84-jährige Fußgängerin gezeigt. Als die Bochumerin das Verbrechen zufällig sah, drosch sie mit ihrem Regenschirm auf die Täter ein und bewahrte das wehrlose Opfer wohl vor noch größeren Schaden. Innenminister Ralf Jäger ehrte sie in der Düsseldorfer Staatskanzlei mit dem „Preis für Zivilcourage“.

Das Drama passierte am Vormittag des 20. März 2013 auf der Fußgängerbrücke zwischen Präsidentstraße und Signalstraße in der nordwestlichen Innenstadt. „Ich bin von der Arbeit gekommen und habe von weitem klägliche Hilferufe gehört“, erinnert sich Heidi Krüger in einem WAZ-Gespräch. Vor sich auf der Brücke sah sie die 84-jährige Frau am Boden liegen und die zwei Räuber mit Kapuze über dem Kopf. Einer stand neben dem Opfer, der andere kniete auf ihm, hielt ihm Mund und Augen zu und suchte in der Manteltasche nach Geldbeute. „Ich sah, wie die ältere Dame auf den Boden gedrückt wurde.“ Heidi Krüger, obwohl klein und schmal von Statur, überlegte nicht lange: Den stehenden Täter wehrte sie mit ihrem Schirm ab, auf den knieenden schlug sie kräftig ein. „Als wenn mir einer gesagt hätte: Los, hau drauf!“

"Ich kann da nicht wegsehen“

Die Räuber konnten zwar mit dem Bargeld der 84-Jährigen fliehen, aber eventuell hätten sie sie ohne die Regenschirm-Attacke noch länger misshandelt.

Bis heute sind die beiden Täter zwar nicht identifiziert oder gar gefasst worden, dennoch war die Zivilcourage von Heidi Krüger eine Ehrung wert. „Ich wollte das gar nicht“, sagt sie. „Ich habe der Dame gerne geholfen. Ich kann da nicht wegsehen.“ Wenn sie selbst in Not geraten würde, sagt sie, würde sie ja auch gern gerettet werden. Und: „Ich würde es immer wieder tun.“

Weitere Ehrungen für Zivilcourage

Bei der Preisverleihung wurden auch fünf weitere Frauen und Männer aus Lemgo, Köln, Bonn, Hagen, Pulheim geehrt.

Ein Beispiel: In Hagen hatte eine Taxifahrerin (54) eine Kundin (82) davor bewahrt, viel Geld an eine Enkeltrick-Betrügerin zu verlieren. Als sich die Seniorin zur Bank fahren ließ, verhinderte die 54-Jährige die spätere Geldübergabe.

Das Opfer war damals vom Einkaufen aus einem Supermarkt gekommen, davor hatte sie bei einer Bank am Rathaus Geld abgehoben. Möglicherweise war sie dabei von den Straßenräubern beobachtet worden.

Sich selbst nicht überschätzen

Heidi Krüger hob das - unverletzte - Opfer damals wieder auf die Beine und rief die Polizei.

„Es ist wichtig“, meint Innenminister Jäger, „im Kampf gegen Kriminalität Zivilcourage zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen.“ Dieses vorbildliche Verhalten zeichne die Preisträger besonders aus. „Es gehört Mut dazu, anderen in Notsituationen zu helfen, da man selbst verletzt oder angegriffen werden könnte“, erklärt Jäger.

Er warnte jedoch auch davor, sich selbst und seine Möglichkeiten bei der Hilfeleistung zu überschätzen. „Niemand sollte sein eigenes Leben riskieren. Rufen Sie in jedem Fall die Polizei oder andere Personen hinzu.“