Bochum. EU-Projekt „Two Ears“ versucht an der RUB einem Roboter menschliche Wahrnehmung beizubringen. Drei Millionen Euro für Spitzenforschung.

Sie versuchen der Maschine das Hören beizubringen. Nicht einfache Spracherkennung und akustische Signalverarbeitung, sondern so etwas wie intelligentes Hören. Ziel des mit drei Millionen Euro geförderten EU-Projektes „Two Ears“ ist es zunächst, einen Roboter zu bauen, der in etwa wahrnimmt wie ein Mensch, aus Erfahrungen lernt und entsprechend handelt.

Absolute Spitzenforschung mit neuester Ingenieurskunst. Zwischen Science und Fiction, auf der Suche nach der Künstlichen Intelligenz.

Umkämpftes Forschungsgebiet

Prof.Dr. Dorothea Kolossa und der emeritierte Prof. Dr. Jens Blauert leiten an der RUB das EU-Spitzenprogramm, an dem auch Uni­ver­si­tä­ten in Ber­lin, Eind­ho­ven, Ko­pen­ha­gen, Paris, Ros­tock, Shef­field, Tou­lou­se und Troy beteiligt sind. Erst mit dem dritten Versuch gelang es den Bochumer Forschen in die renommierte Förderung zu gelangen. Jetzt aber sind sie mitten im Rennen auf einem der umkämpftesten Forschungsgebiete überhaupt.

Vorstellung von der Welt

Das neue ihres Ansatzes ist es, dem System eine Art Vorstellung von der Welt geben zu wollen, die dieses interaktiv und analytisch weiterentwickelt. In etwa so, wie es dem Menschen möglich ist, aus einem von vielen Personen verursachten Sprechbrei die relevanteste Stimme herauszuhören, beispielsweise, weil diese ihm bekannt ist.

Das kann etwa auch durch Veränderung der Kopfhaltung oder des Standortes geschehen. Genau das wollen die Forscher einem Roboter für eine Simulation beibringen. Das Szenario: Die Maschine „hört“ einen Hilferuf, soll dem Opfer helfen. Sie lokalisiert es räumlich, etwa mit den Ohren/Mikrofonen und nähert sich an. Das Opfer liegt aber hinter einer langen Wand Der Roboter „sieht“ die Wand und sucht dann, dran entlang fahrend, nach einer Lücke.

Weniger Signalverarbeitung, vielmehr Symbolverarbeitung

„Wichtig ist die Rückkopplungsphase“ erklärt Professor Blauert, „es geht darum, das verstanden wird. Dabei ist eine Einschätzung des eigenen Wissens extrem wichtig. Das System muss erkennen, dass es besser sieht und hört, wenn es sich in eine bestimmte Richtung bewegt oder den Kopf dreht. Hinfahren, Ohren spitzen, adaptieren“.

Auf fast schon erkenntnistheoretischer Ebene bedeutet das eine Verschiebung von reiner Signalverarbeitung hin zu einer Symbolverarbeitung: Der Roboter baut sich eine Welt auf.

Viele Nutzungen denkmal

Der praktische Nutzen dieser Grundlagenforschung wäre beträchtlich. Denkbar sind intelligentere Hörgeräte, aber auch optimierte Such- und Hilfsroboter. Die zweite Simulation der Forscher ist auch praktisch. Hier soll ein Roboter den objektiv besten Platz in einem Konzertsaal finden. Das könnte ja bald mal in Bochum ausprobiert werden.