Bochum/Essen. . Nachdem drei Kinder eine Leiche gefunden haben, steht die Polizei in der Kritik eines Familienvaters. Die Polizei soll die 14-Jährigen trotz Alarmierung mehr als eine Stunde mit dem Toten allein gelassen und dann nicht wie erforderlich betreut haben. Doch das wird bestritten.

Nach dem Fund einer männlichen Leiche bei Bochum-Dahlhausen erhebt ein Familienvater aus Bochum schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Am vergangenen Freitag hatte seine 14-jährige Tochter zusammen mit einer Freundin und einem Freund (je 14) unter einer Brücke einen jungen Mann entdeckt, der sich offenbar in suizidaler Ansicht stranguliert hatte. Doch die alarmierte Polizei soll den grausigen Fund anfangs als schlechten Scherz abgetan und die Kinder obendrein ruppig behandelt haben.

Die Kinder hatten sich in der Nähe des Eisenbahnmuseums aufgehalten, direkt an der Stadtgrenze auf Essener Gebiet, und sich an einem Gebüsch hingesetzt. Da wurden sie – so berichtet der Vater des einen Kindes – von einem Mann (28) angesprochen: Dort hinten sei etwas, meinte er. Die vier fanden das schaurige Bild eines Mannes, der einen Strick um den Hals und geblutet hatte. Außerdem soll er ein Familienfoto bei sich gehabt haben. Die Kinder seien „entsetzt“ gewesen und hätten geweint, erzählt der Vater. Der 28-Jährige habe dann vom Fundort aus die Polizei angerufen, doch der Beamte am anderen Ende der Leitung habe „genervt“ gewirkt, den Fund gar nicht ernst genommen und einfach aufgelegt. Weitere Versuche, die Polizei erneut zu alarmieren, seien ins Leere gelaufen, weil niemand abgenommen habe.

„Weder die Eltern wurden verständigt, noch erfolgte eine Betreuung der Kinder!“

Erst „nach über einer Stunde“ seien dann doch eine Polizistin und ein Polizist am Leichenfundort eingetroffen. Zu den Kindern seien sie „pampig und unfreundlich“ gewesen. Statt sie zu betreuen und sich zu erkundigen, ob sie psychologische Hilfe bräuchten, hätten sie die 14-Jährigen gezwungen, Handy-Fotos, die sie von der Leiche geschossen hatten, zu löschen. „Weder die Eltern wurden verständigt, noch erfolgte eine Betreuung der traumatisierten Kinder!“, berichtet der Vater. „Man hat die Kinder sich selbst überlassen.“ Mehr als eine ganze Stunde allein an einer Leiche.

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Die Polizei Essen wies die Vorwürfe am Montag zurück. Bereits 20 Minuten nach dem ersten Anruf des Zeugen – und nicht wie behauptet gut 60 – sei ein Streifenwagen am Fundort erschienen. Außerdem sei der Anrufer sehr wohl mehrfach telefonisch zur Polizei durchgekommen. Möglicherweise habe es Funkprobleme gegeben, weil der Empfang dort schlecht sei.

Kinder haben Fotos von der Leiche gemacht

Die Polizei stört es, dass die Kinder Fotos von der Leiche gemacht haben. Eventuell wurde ihnen deshalb keine psychologische Hilfe angeboten. Polizeisprecher Peter Elke stellte jedenfalls grundsätzlich klar: „Wenn die Polizei erkennt, dass jemand Hilfe braucht, bekommt er Hilfe, gerade im Bereich von Betreuung von Kindern und Angehörigen.“ Die Einsatzkräfte vom Fundort konnten gestern mangels Erreichbarkeit nicht befragt werden.

Die Eltern des Verstorbenen, ein junger Essener, waren nach der Todesnachricht zusammengebrochen, sagt die Polizei.