Bochum. Seit 1993 lebt Veronica Heikamp in Bochum. Die Brasilianerin kam der Liebe wegen nach Deutschland. Beim Halbfinale der WM zwischen Brasilien und Deutschland tippt sie auf ein 3:2 für ihr Heimatland.
Maria Veronica Lins Pontes Heikamp hat extra Croissants gekauft, hat Kaffee gekocht, Saft kalt gestellt. „Brasilianer sind gastfreundliche Menschen“, sagt die Brasilianerin (63) dann beim zweiten Frühstück auf dem kleinen Balkon ihres kleinen Appartements in Dahlhausen. „Das ist mein kleines Paradies hier“, sagt sie mit einem Lachen und blitzenden dunklen Augen. Immer wieder fährt sie sich durch die dunklen Haare. „Was ich brauche, das habe ich hier.“
Deshalb ist eine Rückkehr nach Brasilien für sie ebenso wenig ein Thema wie am Dienstagabend ein Sieg der deutschen Fußballer. „Ich bin da nicht so ganz optimistisch. Neymar ist verletzt, Thiago Silva gesperrt“, sagt sie zunächst zurückhaltend, um dann mit einem Augenzwinkern hinzuzufügen: „Vielleicht endet das Spiel 3:2 für die Seleção. Ist das okay?“ Für die Brasilianer sicherlich.
Der Liebe wegen nach Bochum
Seit etwas mehr als 20 Jahren lebt sie in Deutschland. Im April 1993 lernte sie in Brasilien Karl-Heinz Heikamp kennen. Im November 1993 folgte sie ihm nach Deutschland. Da war sie schon 43, arbeitete als Sozialarbeiterin. „Es war wegen der Liebe“, sagt sie mit einem leisen Lächeln über einen Schritt, ihren Schritt in ein neues Leben, den so nicht jeder wagen würde. „Wir, mein Sohn Victor und ich, hatten drei Koffer dabei und meine Gitarre. Wir sind hier angekommen wie normale Touristen. Es war Winter, alles dunkel, kalt. Mein Sohn hat mich gefragt, ob hier überhaupt Menschen leben.“
Normale Touristen waren sie nicht mehr, als das Visum auslief und die Aufenthaltslösung die Heirat mit Karl-Heinz Heikamp war. „Ich habe mich damals gefragt“, sagt Veronica Heikamp, wie sie der Kürze wegen gerne genannt werden will, „welches Leben habe ich? Ich bin sehr katholisch und für mich war klar, dass mein ausgewählter Platz nun eben hier, bei dieser Familie ist. Ich habe dann nicht nur meinen Mann gepflegt, sondern auch den Rest der Familie.“
Der Schwiegervater, „der mich und meinen Sohn genau wie die Schwiegermutter mit offenen Armen empfangen hatte, starb viel zu früh mit 66 Jahren. Mein Mann wurde dann auch krank.“ 2005 starb auch er. „Seitdem habe ich hier keine Familie mehr. Nur meinen Sohn.“ Er ist der Grund, warum sie nicht zurück nach Brasilien zieht. „Er ist hier noch einmal anders verwurzelt als ich.“
Halbfinale im Fernsehen ansehen
Mit ihm und „vielleicht zwei, drei Freunden“ wird sie sich das Halbfinale im Fernsehen ansehen. „Ins Bermuda-Dreieck oder in den Westpark gehe ich nicht. Da habe ich Angst, dass mir alkoholisierte deutsche Fans etwas tun.“
Veronica Heikamp hat da eine ähnliche klare Meinung wie beim Thema WM-Vergabe nach Brasilien. Da kommt bei ihr die Sozialarbeiterin wieder durch. „Ich habe das Elend in den Favelas gesehen und erlebt. Da wurden Milliarden investiert und die Armen haben nichts abbekommen.“
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.