Essen/Bochum. . Eine leere A40? Wann gibt's das schon! Beim WM-Spiel Deutschland gegen die USA hat die Verkehrszentrale vom Landesbetrieb Straßenbau NRW jetzt erstmals anhand von Verkehrsdaten ausgewertet, welche Folgen ein Fußballspiel auf den Verkehr hat. Man kann genau sehen, wann das Spiel lief.

Zwei Kurven, eine grün, die andere rot. Die eine sieht aus wie die Silhouette der Türme des Kölner Doms, die andere hat eine sichtbare Delle - an einer untypischen Stelle. Das Diagramm stammt von den Verkehrsexperten in der Verkehrszentrale des Landesbetriebs Straßenbau NRW. Es zeugt davon, dass die Messschleifen in den Autobahnen in NRW sogar Aufschluss darüber geben können, wann und wie lange ein Fußballspiel gelaufen ist.

Bei bestimmten TV-Ereignissen spricht man von "Straßenfegern". Der Begriff stammt aus den Zeiten des Schwarz-Weiß-Fernsehens und der Durbridge-Krimis, als ein gewisser Wolfgang Neuss für Tumulte sorgte, weil er der Öffentlichkeit in einer Zeitungsanzeige verriet, wer der "Halstuchmörder" war, bevor die letzte Folge eines der Krimi-Mehrteiler ausgestrahlt worden war. Die jüngste Begegnung Deutschland gegen die USA bei der Fußball-WM in Brasilien war vielleicht kein Fußball-Krimi, aber sie hatte die Qualitäten eines Straßenfegers. Und sie war ein Straßenfüller, so zeigen es die Daten der Verkehrszentrale.

Die Leute wollten zum Spiel zuhause sein

"Das lässt sich aus den Zahlen ganz klar ablesen", sagt Verkehrsingenieur Ingo Menzel am Beispiel der A40 in Höhe Bochum-Zentrum: Am Donnerstagabend ab 18.15 Uhr - das Spiel lief seit etwa 15 Minuten - fiel die Verkehrsbelastung dort schlagartig ab. Wo an üblichen Donnerstagen bis zu 3000 Fahrzeuge in der Stunde Richtung Duisburg unterwegs sind, sank die Zahl im Laufe des Fußball-Spiels auf unter 800. Und nach dem Abpfiff schwoll der Wert innerhalb einer Viertelstunde rasch wieder an - auf normales 'Donnerstag-Niveau'.

Was außerdem auffällt: Wer im Auto unterwegs war, gab Gas - vor dem Spiel. Eine Stunde vor Spielstart waren deutlich mehr Fahrzeuge auf der A40, als an 'normalen' Donnerstagen. Die Zahlen zeigten, "es sind nicht weniger Leute gefahren, sie sind zu anderen Zeiten gefahren". Zum Vergleich zogen die Experten der Verkehrszentrale einen Mai-Donnerstag heran. 15 Minuten vor Spielbeginn stieg der Verkehr an der A40 in Bochum bis ans Stau-Niveau an. Für Menzel "ein Zeichen, dass die Leute schnell nach Hause wollten" - jedenfalls irgendwohin, wo ein Fernseher steht. "Normalerweise haben wir diese Belastung erst zwischen 18 und 19 Uhr".

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Verkehrszentrale soll Staukosten in Millionenhöhe einsparen

Daten aus 2200 Mess-Schleifen laufen in der Verkehrszentrale in Leverkusen zusammen. Die Zentral gibt es erst seit April 2013. „Die Verkehrszentrale schafft die Voraussetzung für eine effektive Verkehrssteuerung und ein besseres Baustellenmanagement auf den Hauptverkehrsachsen in Nordrhein-Westfalen“, sagte der damalige NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger im Januar 2012, als die Landesregierung den Aufbau der Zentrale beschlossen hatte. Von Leverkusen aus wird dafür gesorgt, dass der Verkehr auf den Autobahnen in NRW möglichst gut fließt; sie soll den Berechnungen des Verkehrsministeriums nach, jährlich Staukosten in zweistelliger Millionenhöhe einsparen.

Auch die zu den WM-Spielen gemessenen Daten könnten in den nächsten Jahren in die Verkehrsplanung einfließen, sagt Verkehrsingenieur Ingo Menzel. Wenn es dem Verkehrsfluss dient. Die Achtelfinal-Begegnung des DFB-Teams gegen Algerien an diesem Montag dürfte sich auf den Autobahnen allerdings kaum auswirken: Das Spiel beginnt um 22 Uhr hiesiger Zeit. Aber im Viertelfinale - da würde wieder ein 18-Uhr-Spiel warten. Am Freitag, 4. Juli.